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Schlammlawine war nicht vorhersehbar

Rechts der verschüttete Wanderweg, links der Bärgelbach. Keystone

In Grindelwald BE herrscht nach dem Schlammlawinen- Unglück mit drei Toten vom Sonntag gedrückte Stimmung. Gemeindebehörden und Retter sind sich aber einig, dass der Tod der drei Opfer auf höhere Gewalt zurückzuführen ist.

Am Montag (07.08.) werden Angehörige der beiden amerikanischen Todesopfer im Gletscherdorf erwartet.

Die 21 überlebenden Amerikaner aus der Region Boston wurden am Montagmorgen im Hotel weiter von einem lokalen Pfarrer und einem Psychologen der Kantonspolizei Bern betreut, wie die Geschäftsführerin des Hotels Kreuz & Post, Helena Konzett, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.

Unter ihnen befindet sich laut Konzett auch eine Angehörige der beiden getöteten Amerikaner. Bei den beiden Todesopfern handelt es sich um Vater und Sohn.

Beim getöteten Berführer handelt es sich um den Einheimischen Albert Schlunegger, wie der Grindelwaldner Gemeindepräsident Godi Bohren Meldungen lokaler Medien bestätigte.

Die Amerikaner werden laut Konzett von Medienvertretern belagert. In einem Pressecommuniqué gaben sie ihrem Mitgefühl gegenüber der Familie und den Freunden der Toten Ausdruck.

Über eine Abreise vor dem geplanten Termin, dem 9. August, sei jedoch noch nicht entschieden. Vermutlich würden sie aber an einer Trauerfeier in Grindelwald teilnehmen.

Unglück nicht vorhersehbar

Gemeindebehörden und Retter waren sich am Montag einig, dass der Tod der drei Menschen auf höhere Gewalt zurückzuführen ist. Sie betonten die Tragik des Unglücks auf dem Wanderweg zwischen Grindelwald-First und der Grossen Scheidegg.

«Ein solches Unglück konnte sich niemand vorstellen» sagte Bohren. Ihm sei nicht bekannt, dass auf dem an schönen Tagen von bis zu 1000 Menschen begangenen Weg je etwas ähnliches passiert sei. Die Wandergruppe habe unglaubliches Pech gehabt, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Auch für den SAC-Rettungschef Kurt Amacher liegt die Ursache des Unfalls zu 100 Prozent «in höherer Gewalt». Es habe «abslout keine Chance bestanden, die Opfer noch lebend zu finden». Sie seien vermutlich ertrunken oder erschlagen worden, sagte Amacher.

Die Einheimischen hätten vor allem auf den Tod des beliebten und erfahrenen Schlunegger mit Betroffenheit reagiert, sagte Bohren. Viele der Grindelwaldner Feriengäste seien dagegen über das Unglück noch gar nicht informiert.

Weg bleibt vorläufig gesperrt

Am Montagmorgen war der Wanderweg Grindelwald-First – Grosse Scheidegg laut Bohren wegen der laufenden Abklärungen des zuständigen Untersuchungsrichteramtes noch gesperrt.

Die Verantwortung für den Unterhalt des Weges und die Werkhaftung liegt laut Bohren bei der Gemeinde Grindelwald. Dass gegen die Gemeinde nach dem Unglück Forderungen laut werden könnten, kann sich Bohren jedoch nicht vorstellen. Das Unlück sei absolut unvorhersehbar gewesen.

Die Gemeinde Grindelwald gibt laut Bohren jährlich 200’000 Franken für den Unterhalt von 270 Kilometern Wanderwegen aus.

swissinfo und Agenturen

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