Schnellere Hilfe in Notlagen – dank ICT
Die Humanitäre Hilfe für die Opfer von Katastrophen und bewaffneten Konflikten wird immer schneller - dank neuen Informations und Kommunikations-Technologien.
Auch Internet, Datenbanken und Computer-Netzwerke tragen dazu bei, die humanitäre Hilfe von aufwendigem Papierkram zu befreien.
Der zunehmende Einsatz von ICT – von der Gefangenen-Registrierung bis zur Versorgung von Erdbebenopfern mit Nahrung und Wasser – hat die Arbeit der Nothelfer in vieler Hinsicht erleichtert: Die neuen Kommunikations-Technologien erlauben es, auch in Zeiten von Krieg und Katastrophen, den Überblick über Menschen und Vorräte zu behalten.
Zudem hat eine verbesserte Kommunikation mit Nothelfern in abgelegenen Einsatzgebieten hat die Lagebeurteilung vor Ort schneller und genauer werden lassen.
«Als ich beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) anfing, waren die Kommunikations-Mittel im Feld noch sehr primitiv», sagt IKRK-Sprecherin Antonella Notari im Gespräch mit swissinfo.
Nicht mehr wegzudenken
«Heute wäre das so nicht mehr möglich, denn wir müssen mit einem ganzen Netz von Leuten im IKRK und in anderen Organisationen kommunizieren und Informationen austauschen können”, fügt sie hinzu.
Erik Davies vom UNO-Entwicklungsprogramm bestätigt, die neuen Technologien seien bei humanitären Einsätzen und in der Entwicklungsarbeit nicht mehr wegzudenken.
«Unsere Rolle als Unterstützer hängt sehr wesentlich vom Einsatz von ICT und unserer Fähigkeit ab, sachkundige Ratschläge von einem Land ins andere zu übermitteln», sagt Davies. «Ohne ICT könnten wir nicht arbeiten, es ist schlicht unvorstellbar.»
Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist sehr daran interessiert, den Daten-Austausch über Hilfseinsätze zwischen humanitären Organisationen weiter zu entwickeln.
Hilfsgüter im Auge behalten
Die Föderation, die sich vor allem mit Katastrophen-Bereitschaft und -Management sowie mit der Verbesserung der Gesundheitsdienste befasst, nahm kürzlich eine Software für humanitäre Logistik in Betrieb, welche die Arbeit der Organisation um 20 bis 30% beschleunigen soll.
Mit dieser Web-gestützten Plattform, die in Zusammenarbeit mit dem Fritz Institut in San Francicso, USA, entwickelt und an die Erfordernisse der Föderation angepasst wurde, lassen sich Verfügbarkeit und Verteilung von Hilfsgütern wie Nahrung, Wasser und Decken bis ins Detail verfolgen – und zwar stets auf dem aktuellen Stand.
«Das Programm dient der Bedarfs-Analyse während der kritischen Phase einer Katastrophe, und wir erwarten, dass sein Einsatz einen grossen Einfluss auf die Kontrolle unserer Versorgungskette haben wird, weil alle Beteiligten jederzeit on-line Zugriff auf die gleiche aktuelle Datenbank haben werden», erklärt Bernard Chomilier, Leiter der Logistik bei der Föderation.
«Unser Ziel ist es, diese Art von Management-Programmen für uns selber und in Zukunft vielleicht auch für andere Organisationen weiter zu entwickeln» fügt er hinzu.
Die Suche nach Vermissten
Das IKRK, das sich um die Opfer von Konflikten kümmert, verwendet auch ein ausgeklügeltes System von Datenbanken, um vermisste und vertriebene Personen in Nachkriegs-Situationen zu finden.
«Wenn wir von der Familie einer vermissten Person angefragt werden, geben wir ein physische Beschreibung der betreffenden Person in unsere Datenbank ein», so Notari.
«Wenn wir dann in einem Massen- oder Einzelgrab eine Leiche finden, auf die diese Beschreibung zutrifft, erhöht sich die Chance, dass wir die Person identifizieren und ihrer Familie für ein würdiges Begräbnis übergeben können, ganz beträchtlich», fügt sie an.
Auch wenn IKRK-Delegierte Kriegsgefangene besuchen, nehmen sie eine detaillierte Geschichte der Personen und ihrer Gefangenschaft auf und geben diese anschliessend in eine allgemeine Datenbank ein.
«Die ICT haben die Aufnahme und Verwaltung von Gefangenendaten enorm erleichtert. Die Datenbank erlaubt es uns, die betreffenden Personen während ihrer Gefangenschaft zu begleiten und ihre Familien zu informieren. Denn diese wissen möglicherweise nicht, dass ihre Verwandten in Gefangenschaft geraten sind», betont Antonella Notari.
Das IKRK führt auch Datenbanken über Landminen und Kriegsverwundete in Feldlazaretten oder Spitälern.
swissinfo, Anna Nelson in Genf
(Übertragung aus dem Englischen: Dieter Kuhn)
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) setzt sich für den Schutz von Kriegsopfern und die Förderung des humanitären Rechts ein.
Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist die grösste humanitäre Organisation der Welt. Sie unterstützt die Opfer von Katastrophen und setzt sich für die Verbesserung von Gesundheits-Versorgung ein.
Beide Organisationen haben ihren Sitz in Genf. Sie arbeiten oft Hand in Hand mit verschiedenen Unterorganisationen der UNO sowie mit anderen Hilfswerken, um den Opfern von Kriegen und Katastrophen zu helfen.
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