Schweiz intensiviert ihre Hilfe in Libanon
Mit einem neuen Hilfsprogramm und 14,4 Mio. Franken für Libanon will die Schweiz der Bevölkerung im Süden des Landes helfen, möglichst bald in ihre Dörfer zurück zu kehren.
Der Delegierte für humanitäre Hilfe, Toni Frisch, hat das Projekt «Zurück in die Dörfer» am Freitag am Ende seiner dreitägigen Reise in Beirut bekannt gegeben.
Die Erwartungen der libanesischen Bevölkerungen an die internationale Gemeinschaft sind enorm. Die Schweiz will deshalb ihre Hilfsgelder in der Höhe von rund 11,5 Mio. Dollar (14,4 Mio. Fr.) so schnell wie möglich für die Bedürftigen einsetzen.
Besonders dringend sind die Räumung von Blindgängern und die Wiederherstellung der Wasserversorgung. Die Schweiz hat das Projekt «Zurück in die Dörfer» lanciert, mit dem die Flüchtlinge unterstützt werden, die mittlerweile wieder in ihre zum Teil völlig zerstörten Dörfer im Süden zurückgekehrt sind.
Ihnen soll damit die Rückkehr in ein quasi-normales Leben ermöglicht werden, wie Toni Frisch, Delegierter für humanitäre Hilfe am Freitag zum Abschluss seiner dreitägigen Reise in Beirut vor der Presse erklärte.
«Wir arbeiten dort, wo die Bedürfnisse am grössten sind und wo sich sonst niemand engagiert», sagte Frisch in Anwesenheit des Schweizer Botschafters in Libanon, Françis Barras, und des Vize-Direktors des libanesische Rates für den Wiederaufbau, Alan Kordahi.
«Alles verloren»
Viele Familien hätten alles verloren; ihr Haus, ihre Arbeit, ihr Land, sagte Frisch. «Wir wollen jetzt helfen und damit den Familien ein wenig Hoffnung geben».
So plant die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), den Bewohnern der Dörfer Zebkin und Kafra östlich von Tyrus in Südlibanon den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Medikamenten zu ermöglichen.
Ein Schweizer Wasser-Experte klärt zur Zeit das Konzept ab; ein erster von fünf Sanitätscontainern der Schweizer Armee ist am Freitag bereits in Libanon angekommen.
Problem Splitterbomben
Bevor diese Arbeit jedoch aufgenommen werden kann, muss das Gebiet von Blindgängern und Streubomben geräumt werden. Der Auftrag an die UNO sei bereits erfolgt, sagte Frisch.
Die Schweiz liefert dem UNO-Minenräumprogramm ausserdem 1300 Sets für die Entschärfung von Blindgängern. Ein Experte der Armee wurde für die Ausbildung der Minenräumer in den Süden geschickt. Ein weiterer Experte ist bereits seit zwei Jahren vor Ort.
Bereits angelaufen ist auch die Arbeit zur Wiederinstand-Stellung von Schulen vor dem Schulbeginn am 1. Oktober. Das SKH will in den verbleibenden zwei Wochen Schäden, die durch den Krieg entstanden sind, in rund 50 Schulen beheben. Die Aufträge wurden an lokalen Bauunternehmer vergeben.
Eine Million gegen Ölpest
Wie Bundespräsident Moritz Leuenberger am Donnerstag bekannt gab, will die Schweiz zudem rund eine Million Franken für die Beseitigung der Ölpest vor der Küste Libanons einsetzen. Zur Zeit unterstützt das SKH das UNO-Umweltprogramm UNEP bei der Untersuchung der Umweltschäden mit 50’000 Dollar und zwei Experten.
Der SKH-Chef, der am Vortag selber in die zerstörten Gebiete gereist war, zeigte sich sehr beeindruckt von der Energie der Menschen, die ihr Schicksal in ihre eigenen Hände nähmen. Ähnlich äusserte sich auch der Schweizer Botschafter.
«Die Zerstörung ist zwar schrecklich, aber vielleicht können wir mit den Dörfern, in denen wir jetzt Hilfe leisten, mittelfristig eine spezielle Beziehung aufbauen. Denn wir sollten die Menschen unterstützen, die an ein offenes Libanon glauben», sagte Barras.
swissinfo und Agenturen
Mehr
Deza
Der 34 Tage dauernde Krieg zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel wurde am 14. August beendet. Seither herrscht Waffenstillstand.
Laut Schätzungen der UNO sind in dem Krieg 1187 Zivilisten getötet worden. 15’000 Häuser, 80 Brücken und 94 Strassen wurden beschädigt oder zerstört.
Die libanesische Regierung schätzt den Infrastruktur-Schaden auf 3,6 Mrd. $ (4,5 Mrd. Fr.).
Insgesamt stehen für die humanitäre Hilfe in der Region 16 Mio. $ (20 Mio. Fr.) zur Verfügung. Davon gingen bereits vorgängig 3,2 Mio. US $ (4 Mio. Fr.) an das IKRK.
Der Bundesrat hat am 6. September einen Nachtragskredit gesprochen.
11,5 Mio. $ (14,4 Mio. Fr.) werden für Hilfeleistungen in Libanon eingesetzt, die Not leidenden Menschen in den besetzten palästinensischen Gebieten werden mit Programmen im Betrag von 4,5 Mio $ (5,6 Mio. Fr.) unterstützt.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat laut seinem am Freitag veröffentlichten Bericht geholfen, die Wasserversorgung für 400’000 Personen in den südlichen Vororten von Beirut wieder herzustellen.
Das IKRK unterstützt ferner die medizinischen Einrichtungen, die vom Libanesischen Roten Kreuz betrieben werden, und Notfall-Dienst.
Vertriebene und gefährdete Personen erhalten vom IKRK ausserdem Nahrung und andere dringend benötigte Dinge.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch