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Schweiz setzt sich für gesamteuropäische Drogenpolitik ein

Ein Drogenhund im Einsatz an der Schweizer Grenze. Keystone

Die Schweiz hat anlässlich einer europäischen Ministerkonferenz über Drogen einen umfassenden Ansatz im Kampf gegen die Drogensucht vorgeschlagen.

Die aktuelle Strategie in Europa konzentriere sich zu stark auf einzelne Rauschgiftarten.

Weil es zahlreiche sogenannte «Polytoxikomane» gebe – Menschen, die von mehreren Drogen abhängig sind – sei für die Bekämpfung ihrer Sucht ein «globalerer Ansatz nötig», sagte Jörg Spieldenner vom Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Der Schweizer Vorstoss sei beim zweitägigen Treffen der «Groupe Pompidou» ins Arbeitsprogramm für die Jahre 2007-2010 aufgenommen worden, sagte Spieldenner weiter. Die Schweiz werde nächstes Jahr zudem ein Treffen der Gruppe organisieren, das sich dem Thema des Drogenhandels auf Flughäfen widmen wird.

«Speziell interessant an diesem neuen Programm ist, dass es nicht nur verbotene Substanzen ins Visier nimmt, sondern auch legale wie Alkohol und Tabak, die mit dem Drogenkonsum oft in enger Verbindung stehen», erklärt Diane Steber, Verantwortliche für internationale Drogenpolitik beim Bundesamt für Gesundheitswesen, gegenüber swissinfo.

«Diese Debatte startet nun langsam in der Schweiz», erklärt sie weiter. «Wir wissen, dass die jungen Leute Drogen meist mit legalen Substanzen konsumieren.»

Fokus auf die Jugend

Ein weiterer Fokus wird auf die Behandlung gelegt, und zwar nicht nur bei Schwerstabhängigen, sondern auch auf Gelegenheitskonsumenten zwischen 18 und 25 Jahren.

Auch in der Schweiz steige der Drogenkonsum unter Jugendlichen, das sei ein Problem, sagte Steber. Dies werde bei der laufenden Revision des Bundesgesetzes über den Betäubungsmittel-Missbrauch und beim Jugendschutz berücksichtigt.

Andere Massnahmen wie Drogentests in den Schulen oder am Arbeitsplatz helfen die Qualität der Daten zu verbessern, welche aus Forschungs-Statistiken und einer verbesserten Kooperation von Justiz und Polizei, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen zusammengetragen werden.

«Wir haben bemerkt, dass andere Länder dieselben Probleme haben wie wir und dass sie in eine ähnliche Richtung steuern wie die Schweiz», sagte Steber zum Abschluss des zwei Tage dauernden Meetings.

Es gebe gewisse Zeichen, dass die europäischen Länder den Nutzen der Pompidou-Gruppe anerkannten und die Fortsetzung ihrer Arbeit befürworteten.

«Es ist ein Forum für einen sehr offenen und informellen Dialog, bei dem Ideen ausgetauscht werden. Die Schweiz bekommt so mit, was in den anderen Ländern in diesem Bereich geschieht», fügte sie hinzu.

swissinfo und Agenturen

Die zwischenstaatliche Arbeitsgruppe wurde 1971 vom damaligen Präsidenten Georges Pompidou gegründet.

Sie soll den Kampf gegen Drogenkonsum und –handel europaweit koordinieren.

Der Gruppe Pompidou gehören 35 Staaten an, darunter auch die Schweiz.

1980 wurde die Gruppe in den Europarat integriert.

Die Gruppe Pompidou sammelt und harmonisiert Informationen, um die Entwicklung der Drogenabhängigkeit zu überwachen.

Ihr Hauptziel ist, innerhalb der Mitgliedstaaten zu einer besseren Drogenbekämpfungs-Politik beizutragen, die auf sauberen juristischen Erkenntnissen beruht.

Die Gruppe Pompidou ist die einzige europäische Ministerkonferenz im Drogenbereich, an dem die Schweiz teilnehmen kann, obwohl sie kein EU-Mitglied ist.

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