«Schweizerkinder» aus Österreich sagen Danke
60 Jahre später: Österreicher, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Kinder zur Erholung in der Schweiz weilten, bedanken sich in Bern.
Für viele wars ein Lichtblick ihrer Kindheit: Endlich hatten sie wieder einmal genug zu essen, und gute medizinische Versorgung.
Der Zweite Weltkrieg brachte gerade für Kinder Schrecken und Grauen. Nach dessen Ende hatte das Schweizerische Rote Kreuz deshalb Erholungsaufenthalte für Kinder bei Pflegefamilien in der Schweiz organisiert. 35’000 von ihnen stammten aus Österreich. Heute, 60 Jahre später, sind rund 200 von ihnen in die Schweiz zurück gekehrt, um Gastland und –familien an einem offiziellen Anlass dafür zu danken.
Die Aussenministerinnen
Im Namen der «Schweizerkinder» dankte die österreichische Aussenministerin Ursula Plassnik «für etwas, das ein Erlebnis der Geborgenheit gewesen sein muss». Die Pflegefamilien hätten ein besonderes Zeichen gesetzt in Zeiten des Elends und der Not. «Sie haben gezeigt, was es heisst, Teil der humanitären Grossmacht Schweiz zu sein».
Die damals entstandenen Freundschaften seien Teil des besondern Gewebes, das die Schweiz und Österreich bis heute verbinde, sagte Plassnik. Auch ihre Schweizer Amtskollegin Micheline Calmy-Rey führte die guten bilateralen Beziehungen zum Nachbarland direkt auf die Kinderhilfsaktion nach Kriegsende zurück.
Schutzlose Opfer
Calmy-Rey nutzte den Anlass auch dazu, auf das nach wie vor verbreitete Elend von Kindern hinzuweisen. Diese seien die schutzlosesten Opfer jedes Krieges, oft und immer wieder würden ihre vitalen Grundbedürfnisse mit Füssen getreten. «Es ist die Aufgabe der Gesellschaft und ganz besonders von uns Politikerinnen und Politikern, dies zu ändern», sagte die Schweizer Aussenministerin.
Für René Rhinow, Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK), liefern die Gastfamilien von damals das Vorbild dazu. Sie ermahnten uns, auch die Opfer heutiger Krise und Kriege nicht zu vergessen, sagte er.
Zeichen der Dankbarkeit
Ein Zeichen in diesem Sinn setzten die «Schweizerkinder» und österreichische Unternehmen mit einer Spende über 31’600 Euro (knapp 50’000 Franken) für die schweizerisch-österreichische Entwicklungszusammenarbeit im Kosovo. Es sei eine Geste der Dankbarkeit, sagte Plassnik: «Uns wurde geholfen, jetzt helfen wir».
Seit 1940 hatte sich die «Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für kriegsgeschädigte Kinder» für die Aufnahme von Kindern aus Frankreich und Belgien engagiert. 1942 wurde die Organisation ins SRK aufgenommen.
Ihre «Aktion kriegsgeschädigte Kinder in Schweizer Familien» brachten ab 1945 auch österreichische Kinder bis 10 Jahre in die Schweiz. Dabei stand die gesundheitliche Hilfe und die Behebung von Unterernährung im Vordergrund.
Parallel dazu organisierte das SRK so genannte Ausspeisungen im sowjetisch besetzten Niederösterreich und in Wien. Bis 1948 wurden Kinder zwischen 5 und 16 Jahren verpflegt – auf dem Höhepunkt der Aktion bis zu 30’000 pro Tag.
swissinfo und Agenturen
Von 1945 bis 1955 kamen 35’000 Kinder aus Österreich in die Schweiz.
Sie lebten für drei Monate bei Gastfamilien.
Am Freitag kamen 200 von ihnen nach Bern, um sich zu bedanken.
Sie spendeten knapp 50’000 Franken für ein gemeinsames schweizerisch-österreichisches Entwicklungs-Projekt in Kosovo.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs organisierte das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) Erholung-Aufenthalte für österreichische Kinder in der Schweiz.
Die so genannten «Schweizerkinder» gründeten später in Wien einen gleichnamigen Klub.
200 Mitglieder kommen nun in die Schweiz, wo sie der Hilfsaktion des SRK-gedenken.
Höhepunkt ist am Freitag ein Festakt in Bern.
Aussenministerin Micheline Calmy-Rey empfängt dort die österreichische Amtskollegin Ursula Plassnik und die ehemaligen «Schweizerkinder».
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