Sirtaki-Freudentanz der Schweizer in Piräus
Das 2:1 der Schweizer gegen Griechenland in Piräus hat in der Schweizer Presse beinahe die Finanzkrise vergessen lassen: "Befreiungsschlag", "starkes Zeichen", "Hitzfelds Triumph" lauten die Schlagzeilen. Unerwartet bleibt die Schweiz somit im WM-Rennen.
Äusserst vorsichtig gaben sich die Kommentare der Schweizer Fussball-Experten vor dem WM-Qualifikations-Spiel gegen Griechenland.
Noch sass der Schock von Luxemburg zu sehr in den Knochen. Um so grösser fiel dann die Freude über den unerwarteten Auswärtssieg in Athen aus.
Die «Scharte von Luxemburg» sei damit beinahe ausgewetzt, schreibt die Basler Zeitung, «und der unerwartete Erfolg dürfte den Schweizern neues Selbstvertrauen verleihen».
«Was für eine Genugtuung für den hoch dekorierten Coach Ottmar Hitzfeld», so die BAZ im weiteren, «was für eine Befreiung für die ganze Mannschaft nach diesem Holperstart in die WM-Kampagne».
Hitzfeld habe immerhin vor dem Spiel noch verlauten lassen, «wir wollen etwas reissen hier», so die Neue Zürcher Zeitung. «Wir wollen die Gegner in Schwierigkeiten bringen.»
Mit Piräus Luxemburg kompensiert
Das sei seiner Mannschaft, so die NZZ, vorab in der ersten Halbzeit vorzüglich gelungen. Die NZZ rechnet aber vor: Mit Piräus seien «erst die drei verlorenen Punkte gegen Luxemburg kompensiert».
Und: «Unter normalen Umständen wäre der Coup in Griechenland der ersehnte ‹Big Point›, ohne den in der Regel kein Sprung an eine Endrunde geschafft wird.»
Ohne «Luxemburg» wäre die Schweiz nun Gruppenleader. Viel wichtiger sei jedoch, dass sie sich für die WM-Qualifikation vor der monatelangen Pause unter Strom halten könne. Das nächste Spiel findet erst Ende März 2009 statt.
Näher an Johannesburg?
Ausgerechnet im Stadion des Gruppenleaders Griechenland habe das Team von Hitzfeld «die Kür inszeniert», so Der Bund. Und der Tages-Anzeiger doppelt nach: «Die Schweizer können Südafrika wieder aus eigener Kraft erreichen.»
2008 sei nicht gerade ein Fussball-Jahrgang gewesen, um in Erinnerungen zu schwelgen: «Die Heim-EM missriet ihnen so sehr, dass sie nach zwei Spielen bereits ausgeschieden waren», so der Tagi. Die Nationalmannschaft habe sich in den vergangenen zwei Jahren «kein bisschen weiterentwickelt».
Der Tagi macht Trainer Hitzfeld aber viele Komplimente: Er sei kein Mann des «Handauflegens», sondern einer, «der Professionalität vorlebt». Dementsprechend hätten die Spieler in fünf Wochen viel gelernt. Sie hätten auch angenommen, was er ihnen angeordnet habe.
«Die Omelette ist gedreht»…
…kommentiert der Blick. «Mit anderen Worten: Man muss Geduld haben, den richtigen Zeitpunkt abwarten zu können.» Immer könne man nicht Pech haben, so der Blick. Wie die Omelette drehe sicher irgendwann einmal auch das Spiel.
«Nach einem so hundsmiserablen Start in die WM-Qualifikation sich derart kontinuierlich zu steigern, zeugt von Charakterstärke», schreibt das Boulevardblatt. Und nur, wer über solche verfüge, werden 2010 in Südafrika spielen.
«Im milden griechischen Abend…
…hat die Schweizer Mannschaft perfekt den Marschplan eingehalten», schreibt die Westschweizer 24 heures. Sie habe nach der ersten Halbzeit den Eindruck hinterlassen, den Match kaltblütig unter Kontrolle zu halten.
Dem Gegner sei kaum eine Gelegenheit gelassen worden. Auch Le Matin hatte so etwas nicht erwartet: «Man ging davon aus, dass Hitzfelds Spieler von überall her bedrängt werden würden, dass sie die Bälle in die Tribünen befördern würden, um sich etwas Atem zu verschaffen, dass sie von den Griechen an der Gurgel gepackt würden.»
swissinfo, Alexander Künzle
Die Schweizer Nati hat «in Israel einen 2:0-Vorsprung verspielt, gegen Luxemburg peinlich verloren, Lettland mit Hängen und Würgen nur 2:1 besiegt – eine Nation mit WM-Potenzial tritt anders auf.» (BAZ)
In der WM-Gruppe 2 liegt Griechenland mit 9 Punkten vorn, Israel folgt mit 8, und bereits dann kommt die Schweiz mit 7 Punkten. Es folgen Lettland, Luxemburg und Moldawien.
Die nächste Runde wird erst am 28. März 2009 gespielt, wenn die Schweizer gegen Moldawien antreten.
2009
28.3.: Moldawien-Schweiz
1.4.: Schweiz-Moldawien
5.9.: Schweiz-Griechenland
9.9.: Lettland-Schweiz
10.10.: Luxemburg-Schweiz
14.10.: Schweiz-Israel
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