Petroplus Q1: Knapp rot – Kapitalerhöhung für Akquisitionen (Zus)
Zug (awp) – Die Raffineriebetreiberin Petroplus hat im ersten Quartal 2010 in einem verbesserten Geschäftsumfeld operiert. Die Durchlaufraten in den Raffinerien hätten sich erhöht und die Margen verbessert, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Eine Kapitalerhöhung soll neue Mittel für Akquisitionen bringen. Dabei richtet sich der Blick vor allem in die USA.
Die Gesellschaft erzielte von Januar bis März einen Umsatz von 4’973,5 (VJ 2’970,7) Mio USD. Die Bruttomarge belief sich auf 323,4 (302,5) Mio USD und der EBIT auf 40,8 (36,0) Mio USD. Unter dem Strich resultierte ein Reinverlust aus fortgeführter Geschäftstätigkeit von 26,4 Mio USD (VJ-Gewinn 3,6 Mio) sowie ein Gesamtreinverlust von 37,4 (11,3) Mio USD. Die Vorjahreszahlen wurden zum Teil aufgrund von Devestitionen im Anlagenpark angepasst.
Veränderungen im Ölpreis hätten keinen grossen Effekt auf die Erfolgsrechnung gehabt, führte CFO Karyn Ovelmen bei einer Telefonkonferenz aus. Der um Lagerbewertungseffekte bereinigte Refining & Marketing EBITDA wird mit 150 Mio USD angegeben und der adjustierte Reinverlust mit 5 Mio USD.
SCHRITT AUF DEN US-MARKT
Mit dem Zukauf der Anlage Delaware City betritt das Unternehmen den US-Markt, bisher war Petroplus nur in Europa präsent. Entsprechend verweist das Management auf das breitere Portfolio und die grössere geografische Reichweite. Neue Akquisitionsmöglichkeiten sieht Petroplus aber derzeit nicht in Nordwest-Europa, obwohl dort mehrere Raffinerien zum Verkauf stehen.
Petroplus sei nicht an irgendwelchen Raffinerien interessiert, sagte Verwaltungsratspräsident Thomas O’Malley dazu. Als vielversprechend wertete er hingegen Anlagen an der US-Küste, die mit schwefelhaltigem Rohöl arbeiten. Der komplexere US-Raffineriemarkt biete Möglichkeiten für synergiebringende Fusionen oder Zukäufe und damit eine Plattform für weiteres Wachstum, so das Unternehmen.
Neben Zukäufen will Petroplus den bisherigen Anlagenpark rationalisieren, von Standorten in den Niederlanden und Grossbritannien hat sich die Gesellschaft bereits getrennt. Eine Entscheidung über die Zukunft der Anlage Reichstett in Frankreich soll bis Anfang August fallen. Dies schliesse auch einen Verkauf ein, hiess es. Sollte sich kein Interessent finden, stehe die Fortführung der Tätigkeit oder eine Schliessung zur Debatte.
KAPITALERHÖHUNG UM KNAPP 10%
Petroplus emittiert im Zuge einer Kapitalerhöhung 8,65 Mio neue Aktien, entsprechend 9,995% des ausstehenden Aktienkapitals. Die Titel werden in einem beschleunigten Bookbuilding platziert, der Ausgabepreis dürfte am (morgigen) 6. Mai festgesetzt werden.
CFO Karyn Ovelmen rechnet mit einem Mittelzufluss von brutto 146 Mio USD, die für Akquisitionen verwendet werden sollen. Rund 125 Mio USD würden zur Finanzierung der zuletzt akquirierten Raffinerie in Delaware City aufgewendet und der Rest zur Finanzierung weiterer Investitionen der Zweckgesellschaft PBF. Dort sind neben Petroplus auch die Blackstone Group und die First Reserve engagiert.
Die Netto-Cash-Position wird mit rund 200 Mio USD per Ende März angegeben und die Nettoverschuldungsquote mit 43% gegenüber 48% per Ende 2009. Das Unternehmen habe die verfügbaren Kreditlinien für das Umlaufvermögen gegenüber dem Vorquartal um 200 Mio USD auf rund 500 Mio USD erhöht, hiess es.
MARGENERHOLUNG ERWARTET
Mit Blick auf die weitere Entwicklung erklärte das Unternehmen, die Erholung der Margen im ersten Quartal dürfte sich fortsetzen. Die erwartete durchschnittliche Durchlaufrate wird für das zweite Quartal bei 580’000 Barrel pro Tag gesehen. Wartungsmassnahmen sind für die Anlagen Cressier, BRC und Reichstett bis Ende Juni geplant.
Die um Ölpreisveränderungen bereinigten Gewinnzahlen lagen über den Erwartungen der Analysten. Die angekündigte Kapitalerhöhung drückte nach Einschätzung von Marktbeobachtern aber auf den Aktienkurs. Die Titel gingen mit einem deutlichen Abschlag von 4,8% auf 17,69 CHF aus dem Handel, während der Gesamtmarkt (SPI) um 0,63% nachgab.
cc/uh