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Mit Rückenwind allein gegen den Rest der Welt

Thomas Minder - Vater der Abzocker-Initiative und Hobby-Ornthologe. minder.sh

Thomas Minder - unbestrittener Sieger des Abstimmungswochenendes- war vor 10 Jahren noch eine unbekannte Grösse. Der Erfolg seiner Abzocker-Initiative, die exorbitante Managerlöhnen verhindern will, ist der Popularität des Anliegens zuzuschreiben, aber auch einem Einzelkämpfer.

Unnachgiebig und mitunter ausfällig sei er, sagen Gegner und Freunde. Als stur und verbissen bezeichnet er sich selbst: Thomas Minder – Sternzeichen Steinbock – ist 52 Jahre alt, Chef eines kleinen Familienunternehmens am Rande der Ostschweiz, in Schaffhausen, und seit 2011 parteiloser Ständerat.

Jeder Stammtisch im Land kennt ihn. Er ärgert die Eliten in Politik und Wirtschaft. Er hat eine populäre Mission: den Grossverdienern der Wirtschaft das Handwerk legen.

Der Höhenflug der Minder-Initiative begann im Herbst 2001 mit dem Grounding des damaligen Nationalstolzes Swissair. Der Fluggesellschaft – eine Grosskundin des Zahnpasta-Fabrikanten Thomas Minder – drohten Zahlungsunfähigkeit und Konkurs. Das hätte auch MInders Familienunternehmen in eine schwere Krise gestürzt.

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Grosserfolg für die Abzocker-Initiative

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Dass die Abzocker-Initiative, welche die Aktionärsrechte börsenkotierter Unternehmen stärken und die exorbitanten Manager-Löhne bekämpfen will, eine Ja-Mehrheit auf sich vereinigen wird, war bereits im Vorfeld des Abstimmungswochenendes klar. Überraschend ist der mit mehr als zwei Dritteln der Stimmenden überdeutliche Anteil der Ja-Stimmen. Überraschend ist weiter das einheitliche Bild quer durch alle Kantone, Sprachregionen, ländliche Gegenden,…

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Viel Geld für wenig Arbeit

Aus der Swissair wurde die Swiss. Der Zahnpasta-Absatz war gerettet. Minder musste dennoch einen Verlust verbuchen. Das nährte seinen Groll gegen die Verantwortlichen des Groundings, namentlich gegen den letzten Swissair-CEO Mario Corti. Dieser war zwar lediglich wenige Monate im Amt, hatte jedoch bereits vor seinem Amtsantritt fünf Jahressaläre im Voraus kassiert.

In der gleichen Zeit verdoppelten die SBB die Saläre für ihre Spitzenmanager. Prominente Sozialdemokraten liefen dagegen Sturm und benutzten erstmals öffentlich das Wort «Abzockerei». Der damalige SBB-Chef Benedikt Weibel verzichtete auf einen Teil seines Jahressalärs. Die beiden ABB-Manager Percy Barnevik und Göran Lindahl hatten den schwedisch-schweizerischen Industriekonzern an den Rand des Ruins gefahren und erhielten dennoch eine Abgangsentschädigung von insgesamt 233 Millionen Franken.

Pirouetten im Parlament

Die Volksseele kochte. Das Boulevard-Blatt «Blick» lancierte eine monatelange Kampagne gegen die Abzockerei. Minder barchte  die Idee ins Spiel, dass die Managergehälter von der Generalversammlung abgesegnet werden müssten. Das politische Establishment zeigte ihm die kalte Schulter. Im Oktober 2006 begann er damit, Unterschriften für seine Initiative zu sammeln. Diese waren schnell zusammen. Kein Wunder: Die Empörung im Volk war gross, die Gier-Debatte und die millionenschweren Beträge waren im ganzen Land ein Thema.

Doch bis zum Abstimmungserfolg war der Weg noch lange. Das Parlament tat sich schwer mit der aus Sicht seiner bürgerlichen Mehrheit radikalen und wirtschaftsfeindlichen Initiative. Es drehte jahrelang Pirouetten bis schliesslich ein Gegenvorschlag auf dem Tisch lag und der Zeitpunkt der Abstimmung fest stand.

Wurde am 26.12.1960  in Neuhausen am Rheinfall geboren.

Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte er in Neuenburg die Handelsschule.

Danach war er während 2 Jahren Import-/Export-Manager bei einem Huthersteller in Paris, Frankreich.

Danach; MBA-Abschluss an der Fordham Universität in New York, USA.

Minder ist Oberleutnant der Schweizer Armee und war  Kompaniekommandant einer Schaffhauser Füsilierkompanie.

Seit 23 Jahren leitet er die Trybol AG in Schaffhausen. Das Familienunternehmen ist nicht börsenkotiert. Deshalb macht Minder keine Angaben zur Höhe seines Salärs.

Kalt geduschter Pudel

Minder trat in all den Jahren als entschlossener Einzelkämpfer in Erscheinung. Nach dem Debakel um die Grossbank UBS, die ohne staatliche Hilfe den Konkurs hätte anmelden müssen, bezeichnete er die Führungsspitze als «Versager Team des Jahrhunderts und als Nieten in Nadelstreifen».

An der Generalversammlung im April wollte er dem damaligen UBS-CEO Marcel Ospel zur Belehrung ein Exemplar des Obligationenrechts überreichen. Sicherheitskräfte führten ihn ab wie einen Sträfling. Minder stand da wie ein kalt geduschter Pudel.

Im Clinch mit Blocher

Wettern gegen Abzocker, Nadelstreifenanzug-Träger, gegen den Politfilz und gegen die Lethargie der politischen Entscheidungsfindung: Minder tat es nicht am Stammtisch, auf der Strasse oder zu Hause, er tat es im Fernsehen und in den Medien. Er wurde zu einer nationalen Identifikationsfigur der Empörung gegen die Gier.

Nur so ist zu erklären, dass ihn das Schaffhauser Stimmvolk im Herbst 2011 quasi aus dem Stand direkt in den Ständerat wählte. Die Hürden einer solchen Wahl sind hoch. Normalerweise kommen lediglich altgediente Politiker dorthin. Kommt dazu: Minder gehört keiner politischen Partei an. Im eher um Konsens bemühten Klima des Ständerates fiel Minder bisher eher als Polarisierer und Polterer auf. Ratskollegen bezeichnen ihn als kompromisslos, aber als jemanden, der sagt, was er denkt.

Nach seiner Wahl hat er sich der Fraktion der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) angeschlossen. Politisch ist er dennoch unabhängig geblieben. Den Übervater der SVP, Christoph Blocher, bezeichnet er als «Verräter», weil Blocher seine Initiative zwar einige Jahre lang unterstützt hatte, sie im Abstimmungskampf jedoch abgelehnt hat.

In der Asylpolitik ein Hardliner

Die SVP habe in verschiedenen Fragen politische Fehler gemacht, sagt Minder, aber «in der Asylpolitik bin ich ein Hardliner». In Energiefragen jedoch stellt er sich der SVP diametral entgegen. Er nimmt grüne Positionen ein, befürwortet den Ausbau der neuen erneuerbaren Energien und den ebenso umgehenden Ausstieg aus der Atomenergie. Immerhin: Eine weitere Gemeinsamkeit mit der SVP räumt er ein: sie habe «ein gutes Gespür für die Kunden».

Mit seinem Gespür hat Minder den Nerv einer Volksmehrheit getroffen. Er ist der grosse Sieger einer Abstimmung, die quer durch die gesellschaftlichen Schichten für emotionelle Debatten sorgte. David hat gegen Goliath gewonnen, doch der Hobby-Ausdauersportler und –Ornithologe ist noch nicht am Ziel.

Ecken und Kanten werden verschwinden

Genau besehen fordert die Abzocker-Initiative Änderungen im Aktienrecht, die auf eine Stärkung der Aktionärsrechte hinauslaufen. Experten sind sich in der Frage uneins, ob damit die exorbitanten Saläre in Zukunft nachhaltig verhindert werden, zumal die Initiative noch vom Parlament gesetzgeberisch umgesetzt werden muss. Da ist absehbar, dass ihr die bürgerliche Mehrheit noch Ecken und Kanten abschleifen wird.

Es wäre nicht die erste Volks-Initiative, die ihr ursprüngliches Ziel nicht erreicht. Mit einem solchen Szenario rechnet offenbar auch Thomas Minder: «Ich habe nie gesagt, dass mein Ziel die Senkung der Löhne sei», sagte er vor wenigen Tagen der in den Teppichetagen beachteten Westschweizer Zeitung Le Temps:  «Ich will schlicht den Aktionären die Verantwortung für das Vergütungsniveau geben. Wenn die Aktionäre Firmengeld verschwenden, indem sie überrissene Bezüge bewilligen, ist das ihr Problem.»

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