Profitgier und Zerfall der moralischen Werte
Seitdem gepanschte Milch 2008 sechs Kleinkinder getötet hat, stürzen sich die Chinesen auf Milchpulver aus dem Westen. Aber wie konnte der Skandal passieren? swissinfo.ch hat diese Frage seinen Lesern in China gestellt.
Laut texture ist das Problem einfach. Es sei der Fehler der «kapitalistischen Konsumgesellschaft», und das Problem betreffe nicht nur China. «Wir sollten uns anstrengen, eine gerechte Gesellschaft aufzubauen – mit Würde zu leben, anstatt Sklaven der Konsumgesellschaft zu sein», schreibt der Leser.
isabel bläst ins gleiche Horn. Sie beklagt, dass ihre Landsleute seit rund 60 Jahren «den Glauben, den Wert der Familie und den Sinn für Gut und Böse verloren» hätten. «Sie denken nur ans Geld. Fürs Geld kann man alles aufgeben – es ist ein absoluter Skandal.»
«Und das ist noch nicht alles: Nicht nur mit der Milch, es hat auch Probleme gegeben mit Gemüse, Getreide…». isabel hat auch Zweifel, ob es sich «beim Poulet, bei der Ente oder beim Fisch tatsächlich um Fleisch dieser Tiere handelt (ein Kommentar, den wir vor dem Skandal mit Rattenfleisch erhalten haben, NdR)».
Die Kommentare sind aufgrund eines Aufrufs der chinesischen Redaktion von swissinfo.ch in sozialen Netzwerken geschrieben worden.
Wir haben die aufschlussreichsten übersetzt, gekürzt oder zusammengefasst.
Dieser Versuch, den Puls der öffentlichen Meinung zu fühlen, kann keinesfalls als repräsentativ betrachtet werden.
swissinfo.ch
Behörde in der Kritik
Während ann von einem vielschichtigen Problem auf politischer, ökonomischer und kultureller Ebene schreibt, kritisieren andere Internetbenutzer die Behörden ihres Landes.
justnoname zum Beispiel beschuldigt die «chinesischen Beamten, die nur auf das BIP» und die Preise schielten, die stärker stiegen als die Einkommen der Bauern. Deshalb, so der Leser, versuchten sie zu betrügen, umso mehr, als die «Qualitätsnormen der Milchprodukte in China seit langem nicht mehr zeitgemäss sind» und, «einige milchverarbeitende Firmen die Qualitätskontrolle den Bauern überlassen haben, um noch mehr Geld zu verdienen».
Auch a dragon in the sky stellt die Qualitätsnormen in Frage, die «nicht zur Sicherheit der Konsumenten, sondern im Interesse der Produzenten gemacht wurden». Das Gesetz sei lediglich ein «Wolf im Schafspelz». «Wer in China lebt, versteht, was ich meine.»
Der Kommentar von nagual zielt in die gleiche Richtung: «Um ihren Profit zu maximieren, schrecken die Unternehmen auch vor illegalen Methoden nicht zurück. Und die Regierung schützt sie…». Immer mehr Produzenten wagten es, das Gesetz zu verletzen. «Und das Volk hat sich aufgegeben.»
qmarkboy
sieht in dem Skandal «ein politisches Problem». Die betroffene Behörde sei nicht effizient» und «die Wirtschaftspolitik unterstützt die lokale Produktion nicht». Deshalb sei es dringend nötig, «die Kontrollen zu stärken, die guten Unternehmen zu unterstützen und die schlechten zu bestrafen, die Privilegien der Beamten
Beamten zu unterbinden und die Ergebnisse der Inspektionen im Internet zu publizieren».
Während ann von einem vielschichtigen Problem auf politischer, ökonomischer und kultureller Ebene schreibt, kritisieren andere Internetbenutzer die Behörden ihres Landes.
justnoname zum Beispiel beschuldigt die «chinesischen Beamten, die nur auf das BIP» und die Preise schielten, die stärker stiegen als die Einkommen der Bauern. Deshalb, so der Leser, versuchten sie zu betrügen, umso mehr, als die «Qualitätsnormen der Milchprodukte in China seit langem nicht mehr zeitgemäss sind» und, «einige milchverarbeitende Firmen die Qualitätskontrolle den Bauern überlassen haben, um noch mehr Geld zu verdienen».
Auch a dragon in the sky stellt die Qualitätsnormen in Frage, die «nicht zur Sicherheit der Konsumenten, sondern im Interesse der Produzenten gemacht wurden». Das Gesetz sei lediglich ein «Wolf im Schafspelz». «Wer in China lebt, versteht, was ich meine.»
Der Kommentar von nagual zielt in die gleiche Richtung: «Um ihren Profit zu maximieren, schrecken die Unternehmen auch vor illegalen Methoden nicht zurück. Und die Regierung schützt sie…». Immer mehr Produzenten wagten es, das Gesetz zu verletzen. «Und das Volk hat sich aufgegeben.»
qmarkboy
sieht in dem Skandal «ein politisches Problem». Die betroffene Behörde sei nicht effizient» und «die Wirtschaftspolitik unterstützt die lokale Produktion nicht». Deshalb sei es dringend nötig, «die Kontrollen zu stärken, die guten Unternehmen zu unterstützen und die schlechten zu bestrafen, die Privilegien der Beamten zu unterbinden und die Ergebnisse der Inspektionen im Internet zu publizieren».
Demografische Explosion
«Das System funktioniert nicht mehr!», hält book fest. «Der Verlust des Glaubens, die moralische Dekadenz, die kulturelle Orientierungslosigkeit, die demografische Explosion, die übervölkerte Erde… All dies trägt zum Problem bei.»
yangyang ist zuversichtlicher. Der Leser oder die Leserin vermutet, dass das Problem einen Zusammenhang mit der grossen Nachfrage des chinesischen Markts hat. «Die neue Regierung wird das Problem in den nächsten Jahren lösen.»
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch