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Privatbanken kamen 2016 nicht vom Fleck

Die Lage der Schweizer Privatbanken ist anhaltend schlecht. Erstmals seit sechs Jahre sind Netto Milliardensummen abgeflossen. (Symbolbild) KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER sda-ats

(Keystone-SDA) Für die Schweizer Privatbanken ist 2016 ein schwarzes Jahr gewesen. Zu denken geben die schwache Rentabilität trotz Kostensenkungen und der starke Nettogeldabfluss; weitere Kennzahlen enttäuschten die Erwartungen.

Zu diesem Schluss kommt die am Donnerstag publizierte Privatbanken-Studie des Beratungsunternehmens KPMG und der Universität St. Gallen. Für die Studie wurden die Daten von über 80 Schweizer Privatbanken und Private-Banking-Einheiten analysiert.

Die wichtigsten Branchenkennzahlen wiesen auf eine anhaltend schlechte Lage hin, wie aus der Mitteilung der KPMG hervorgeht.

Trotz Kostensenkungen sei es den privaten Geldinstituten nicht gelungen, die Kosten genügend schnell zu senken, um mit einer rascher sinkenden Ertragsbasis mitzuhalten. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis sank auf den schlechtesten Stand seit sieben Jahren.

Tiefpunkt um Tiefpunkt

Einen Tiefpunkt erreichten auch die Margen, das Verhältnis zwischen Ertrag und den durchschnittlichen verwalteten Vermögen. Sie fielen laut Mitteilung auf den tiefsten Stand überhaupt. Grund sei der niedrige Nettokommissionsertrag, der auf die Zurückhaltung bei den Kunden und den Wettbewerbsdruck zurückzuführen sei.

Dank der Übernahme anderer Banken konnten einzelne die verwalteten Vermögen zwar steigern. Dennoch brach die Gesamtsumme der verwalteten Vermögen bei den untersuchten Privatbanken ein. Erstmals seit sechs Jahren kam es zu einem Nettogeldabfluss – er betrug 43 Milliarden Franken.

Laut Studie ist der Abfluss grossen und mittelgrossen Geldinstituten zuzuschreiben, die Nicht-Kernkundensegmente sehr konsequent und rasch abgebaut haben. Der am 1. Januar in Kraft getretene Automatische Informationsaustausch dürfte ein wichtiger Grund für den raschen Abbau gewesen sein, schreibt KMPG.

Vor allem Kleine verschwinden

Nachdem 2016 fünf Privatbanken verschwunden waren, fiel die Gesamtzahl zwischen Jahresbeginn und Ende Juni 2017 um 2 auf 112. Die Konsolidierung habe sich bereits letztes Jahr merklich abgeschwächt. Die Umwälzungen im Schweizer Privatbankengeschäft hätten vor allem kleinere Institute stark getroffen. 41 der 51 Privatbanken, die in den letzten 10 Jahren verschwunden seien, zählten zu den kleinen Geldhäusern.

Kritisch beurteilt die Studie auch die Eigenkapitalrendite von 4,1 Prozent (Medianwert). Diese liege weiterhin deutlich unter den Schätzungen von Marktanalysten von 7 bis 10 Prozent.

Bei diesem miserablen Befund zeigt sich Licht am Ende des Tunnels einzig in der Feststellung, dass einige Banken noch daran seien, ihre Geschäfts- und Betriebsmodell radikal zu verändern. Dieser Veränderungsprozess solle sich künftig positiv auf die Performance auswirken.

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