Silber für Martin Fuchs, Bronze für Steve Guerdat
(Keystone-SDA) Die Schweiz holte an Springreiter-Weltmeisterschaften noch nie eine Einzelmedaille. In Tryon gewinnen Martin Fuchs auf Clooney und Steve Guerdat auf Bianca nun gleich Silber und Bronze.
«Wir verdienen diesen Erfolg nach der Enttäuschung vom Freitag», sagte der 26-jährige Fuchs mit eigenem Stall im thurgauischen Wängi unverblümt. Damals war die Türe zu Gold in der Nationenwertung weit offen gestanden, der 4. Rang kam einer bodenlosen Enttäuschung gleich. Zwei Tage später standen die beiden Geprellten gleich gemeinsam auf dem Podest. «Das macht die Freude noch grösser», betonte Fuchs. Seine Familie ist eng mit Steve Guerdat verbunden. «Sie haben mich wie ihren dritten Sohn aufgenommen», gab der gebürtige Jurassier das Kompliment zurück.
Martin Fuchs hielt dem Druck stand. Sein Vater und Trainer Thomas, 1994 an den Weltmeisterschaften in Den Haag Mitglied des Silberteams, strich diese Stärke explizit hervor. Sein Sohn startete vor magerer Kulisse im Bundesstaat North Carolina aus dritter Position in die Umgänge vier und fünf vom Sonntag und liess sich nie aus den Medaillenrängen verdrängen. Die Zeit spielte bei seiner Ausgangslage keine Rolle. Der Schimmel Clooney, dessen WM-Start nach einer Kolik zu Saisonbeginn in Gefahr geraten war, liess seinen Reiter nie im Stich.
Gemessen an der sportlichen Leistung hingegen war Guerdat der Tagessieger. Seine Aufholjagd vom 9. Zwischenrang führte zu einem Happy-end. Der Olympiasieger von London schaffte als Einziger zwei Nullfehlerrunden – seinen Konkurrenten erhielten entweder Strafpunkte für Abwürfe oder Zeitüberschreitung. «Ich wollte diese Medaille unbedingt für Bianca. Ich hatte schon oft das Gefühl, dass sie das beste Pferd an einem Championat sei, doch bislang hatte es noch nicht geklappt.»
Kühner brach ein
Zur Endausmarchung traten die Top 12-Paare an. Guerdat setzte die Konkurrenz mit einem weiteren Nullfehler-Ritt unter Druck. Nun begann für den Olympiasieger von London 2012 das grosse Zittern. Fuchs nahm bei einem kontrollierten Ritt nur 2 Punkte für Zeitüberschreitung in Kauf, Guerdat konnte seinen engen Freund nicht beerben. Aus Schweizer Sicht sorgte dann Max Kühner für die Erlösung. Der 44-jährige Unternehmer – bis 2014 war er für Deutschland aktiv, seit 2015 startet er für Österreich – zeigte mit Chardonnay doch noch Schwächen. 9 Zähler warfen ihn in der Endabrechnung auf den 6. Platz zurück.
Alice im WM-Wunderland
Als die aufstrebende Deutsche Simone Blum einritt, lagen die beiden Medaillen bereits in Schweizer Händen, einzig die Farbe war noch nicht klar. Die 29-Jährige aus Bayern brach nicht ein und sprang im Sattel von Alice ins WM-Wunderland. Die beiden hätten sich bei einem schnellen Ritt sogar einen Abwurf leisten können. Doch auch die Version Zeitstrafe in Kauf nehmen, aber alle Stangen oben lassen, funktionierte. Mit 3,47 Punkten hielt sie Fuchs (6,68) und Guerdat (8,00) in Schach.
Bei den vergangenen Weltmeisterschaften bestritten die Top 4 stets noch eine Ausmarchung mit Pferdewechsel. Dieser fürs Publikum spektakuläre, von den Reiter hingegen nicht geliebte Vierer-Final, wurde abgeschafft. Im Rahmen der 8. Weltreiterspiele, die zahlreiche WM-Titelkämpfe der verschiedenen Disziplinen vereinen, wurde zum zweiten Mal eine Frau Weltmeisterin im Springen reiten. Zuvor hatte dies bereits 1986 die Kanadierin Gail Greenhough geschafft.
Die Schweizer Springreiter polierten ihre magere Bilanz an Weltmeisterschaften auf. Zuvor hatten einzig Thomas Fuchs und Co. 1994 mit dem Team eine Silbermedaille gewonnen.