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Schriftzug Credit Suisse

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Die dunkle Vergangenheit des Schweizer Bankensektors geriet in diesen Tagen erneut in die Schlagzeilen, durch die Enthüllungen über Konten im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus. Mehrere Zeitungen veröffentlichten Interviews mit Historikerinnen, Historikern und Fachpersonen.

Heute jährt sich auch der Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo zum zehnten Mal. Was hat sich in der Zwischenzeit für die Arbeit der Karikaturistinnen und Karikaturisten in der Schweiz verändert?

2020 scheiterte die Initiative "Für eine verantwortungsvolle Wirtschaft" an der Urne, obwohl sie vom Stimmvolk mehrheitlich, von den Kantonen aber nicht angenommen wurde. Nun will es ein Komitee noch einmal wissen und hat eine Unterschriftensammlung lanciert, um die Schweiz erneut zur Konzernverantwortung an die Urne zu bringen.

Wir schliessen mit einem Problem, mit dem viele Schweizer Unternehmen zu kämpfen haben, wenn sie nach der Pensionierung ihrer Führungskräfte keine Nachfolge finden.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Schriftzug Credit Suisse, invers
Keystone / Michael Buholzer

Nach den Enthüllungen vom vergangenen Wochenende über zahlreiche Dokumente, welche die Existenz von bisher nicht oder nur teilweise bekannten Nazi-Konten bei der Credit Suisse belegen, hat die Schweizer Presse das Thema ausführlich mit Fachleuten diskutiert.

Gemäss einer Untersuchung des Finanzausschusses des US-Senats hatte die ehemalige Schweizer Grossbank Credit Suisse bei früheren Untersuchungen über Konten von Nazis während des Zweiten Weltkriegs Informationen zurückgehalten.

Für die Historiker Sacha Zala und Marc Perrenoud ist dies keine Überraschung. Letzterer war Mitglied der Bergier-Kommission, die zwischen den 1990er- und 2000er-Jahren die Geschichte der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs untersuchte: «Die Bergier-Kommission hat derart viele Dokumente ans Licht gebracht, dass wir sie in den fünf Jahren unseres Mandats, von 1996 bis 2001, gar nicht alle studieren konnten», sagt der Historiker in einem am Dienstag von Le Temps veröffentlichten Interview.

Neben dem Zeitmangel hebt Perrenoud die mangelnde Kooperation der Banken hervor. «In einigen Fällen hatten wir den Verdacht, dass sie Informationen zurückhielten, aber wir hatten keine Beweise. Die Kommission hätte die Polizei zur Überprüfung schicken können», fügt er hinzu. «Aber es bestand die Gefahr, dass die Archive zerstört würden.» Im Interview fordert der Experte nun weitere Untersuchungen. Im Fall der «too big to fail»-Banken, für deren Rettung viel öffentliches Geld aufgewendet wurde, «sollte die Bevölkerung das Recht haben, über ihre Geschichte informiert zu werden«, meint er.

Titelbild der Satirezeitschrift Charlie Hebdo
EPA / Teresa Suárez

Zehn Jahre nach dem islamistischen Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris, bei dem zwölf Menschen getötet wurden, hat Arcinfo mit drei Schweizer Karikaturisten darüber gesprochen, wie sich ihre Arbeit in der Zwischenzeit verändert hat.

Die enorme Unterstützung für Charlie Hebdo und die Karikaturistinnen und Karikaturisten, die nach dem Attentat zu spüren war, ist zusammengebrochen. Aber das sei kein Trend, der mit den Ereignissen vom 7. Januar zusammenhänge, sagen die Schweizer Satire-Karikaturisten Vincent l’Épée, Patrick Chappatte und Nicolas Sjöstedt alias Jo Ted.

«Die ganze Gesellschaft hat sich verändert, sie ist puritanischer geworden», sagt Jo Ted. «Wenn es um Humor geht, muss man heute mit Samthandschuhen arbeiten «, sagt er. L’Épée stimmt ihm zu: «In den letzten Jahren hat der freiheitliche Geist einen Schlag erlitten, aber das hat nichts mit Charlie Hebdo zu tun. Die Gesellschaft ist heute stärker polarisiert, die Redaktionen sind ängstlicher geworden.»

Für Patrick Chappatte hat «der 11. September der Karikaturistinnen und Karikaturisten», wie er den Anschlag nennt, «alles und nichts verändert». Er erinnert sich, dass die New York Times nach dem Anschlag eine Zeichnung bei ihm in Auftrag gab, die einen Tag lang auf der Titelseite der Zeitung zu sehen war – ein beispielloser Vorgang. Vier Jahre später stellte die New Yorker Zeitung jedoch die Veröffentlichung satirischer Karikaturen ein.

Orange Banner der Konzernverantwortungsinitiative hängen vor Fenstern eines grossen Hauses aus Sandstein
Keystone / Anthony Anex

Die Schweiz soll nicht das einzige Land bleiben, das seine Konzerne nicht zu ökologischer und menschenrechtlicher Verantwortung verpflichtet. Ein Komitee hat am Dienstag in Bern einen neuen Entwurf für eine entsprechende Initiative vorgestellt. Es hofft, die nötigen 100’000 Unterschriften baldmöglichst zu sammeln, damit die Stimmbevölkerung darüber abstimmen kann.

50,7% der Stimmenden nahmen im November 2020 die Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Konzerne» an, die Mehrheit der Kantone aber lehnte sie ab. Ein Gegenvorschlag, der auf der «Rechenschaftspflicht» basierte, trat 2022 in Kraft, blieb aber «wirkungslos», bedauerte am Dienstag das Initiativkomitee, das «aus einer breiten Allianz von Vertretenden aller politischen Parteien, Schweizer Unternehmen und über 90 zivilgesellschaftlichen Organisationen» besteht, wie es auf der Website der Gruppe heisst.

Seit 2020 haben Länder wie Deutschland und Norwegen Gesetze zu diesem Thema erlassen, die Europäische Union hat eine Richtlinie zur Sorgfaltspflicht von Konzernen verabschiedet. Das Initiativkomitee bedauert jedoch, dass die Diskussion in der Landesregierung nicht vorankommt.

Der neue Vorstoss fordert verbindliche Regeln, um Schweizer Konzerne zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu verpflichten.

Bau eines Holzdachs
Keystone / Olivier Maire

Viele Unternehmen in der Schweiz stehen vor einer ungewissen Zukunft, da viele Führungskräfte in den Ruhestand treten und es nicht immer einfach ist, eine Nachfolgelösung zu finden.

Gemäss einer Studie von Dun and Bradstreet gibt es in der Schweiz 650’000 Unternehmen. Das Nachfolgeproblem ist im Baugewerbe und bei Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden besonders akut.

Rund 100’000 Kleinunternehmen suchten 2024 eine Nachfolgelösung, deutlich mehr als noch zwei Jahre zuvor. Diese Realität macht auch vor finanziell gesunden Unternehmen nicht halt. Auch bei den grösseren Unternehmen ist die Tendenz steigend.

Laut Alexandra Bertschi, Nachfolgeexpertin bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC, ist der Mangel an Nachfolgekandidierenden zwar nicht gut für die Wirtschaft, aber nachvollziehbar: «Es gibt weniger Nachrückende als Abgänge, Stichwort ‹Babyboomer›. Viele gehen in den Ruhestand, und es gibt nicht genügend Nachfolgende. Das Problem ist einerseits ein zahlenmässiges, andererseits ein kulturelles, denn die Generation Z hat andere Lebensmodelle

Ein Junge schlägt eine Peitsche
Keystone / Urs Flüeler

Die Schweiz im Bild

Es kommt oft vor, dass unsere Bildredaktion Schweizer Traditionen ausgräbt, von denen ich gar nichts wusste. Im Bild ein junger Teilnehmer am «Priis-Chlepfä», einem Wettbewerb, bei dem es darum geht, wer am besten mit der Peitsche umgehen kann. Er findet jedes Jahr am Dreikönigstag auf dem Schwyzer Hauptplatz statt.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Samuel Jaberg

Welchen Einfluss hatten die jüngsten politischen oder wirtschaftlichen Ereignisse auf Ihr Vertrauen in die Schweizer Regierung?

Die Schweiz, die im Ausland normalerweise für das hohe Vertrauen in ihre Behörden bekannt ist, befindet sich in einer Vertrauenskrise. Wie erklären Sie dies?

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