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Wie die Parteien um die Auslandschweizer:innen buhlen

Wahlen 2023 Zählen
In Bern werden am Wahltag 2023 die Stimmzettel ausgeschüttet. Alessandro Della Valle/Keystone

Die Zahl der Auslandschweizer:innen nimmt zu. Doch wie reagieren die Schweizer Parteien auf diese Entwicklung? Erstmals zeigt eine Befragung, wie Parteien um die Gunst der Fünften Schweiz buhlen – und wie erfolgreich sie damit sind.

Rund 11 Prozent der Schweizer Bevölkerung hatten 2023 ihren Lebensmittelpunkt im Ausland – und es werden immer mehr (EDA 2024). All jene Auslandschweizer:innen können ihr Stimm- und Wahlrecht weiterhin ausüben; egal, wo sie leben. Daher kann es sich heute keine Schweizer Partei mehr leisten, auf das Wähler:innenpotential der Fünften Schweiz zu verzichten.

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Doch mit welchen Mobilisierungsstrategien und Wahlkampftaktiken versuchen die hiesigen Parteien, die ausserhalb der Landesgrenzen wohnhaften Bürger:innen anzusprechen? Aufschluss darüber bietet nun erstmals eine systematische Befragung bei den sechs grössten Schweizer Parteien. Und sie zeigt: Bei den eidgenössischen Wahlen 2023 kämpften die Parteien mit unterschiedlichen Strategien und ungleicher Intensität um die Gunst dieser zunehmend wichtigen Wählerschaft.

Internationale Sektionen – darauf setzen neu alle grösseren Parteien

Heute spiegelt sich die wachsende Bedeutung der Auslandschweizer:innen als Wähler:innengruppe in den Strukturen der Parteien wider. SP, Mitte, FDP und SVP haben längst internationale Sektionen geschaffen, um die Interessen ihrer im Ausland lebenden Sympathisant:innen zu vertreten. Kurz vor den eidgenössischen Wahlen 2023 zog die GLP nach und gründete ebenfalls eine internationale Sektion, während die Grünen innerhalb ihrer Partei ein globales Netzwerk etablierten.

Diese internationalen Sektionen sind nicht nur Sprachrohre für die Anliegen der Auslandschweizer:innen, sondern kämpfen bei Wahlkämpfen auch intensiv darum, möglichst viele Stimmen aus dem Ausland für ihre Partei zu gewinnen.

Mobilisierung durch Aktionen, nicht durch Themen

Keine Wahlplakate auf dem Weg zur Arbeit, weit weniger “Stammtischgespräche”, die einen an den baldigen Wahltermin erinnern würden: Weil gängige “Wahlerinnerungszeichen” fehlen, müssen Auslandschweizer:innen noch aktiver mobilisiert werden als potentielle Wähler:innen im Inland. Doch: Trotz dem Wissen der Parteien über die derart hohe Bedeutung der Mobilisierung schnitten sie den Wahlkampf in der Fünften Schweiz nicht spezifisch auf die abweichenden Präferenzen der Auslandschweizer:innen zu. Vielmehr glich der Wahlkampf im Inland thematisch weitgehend jenem im Ausland.

Stattdessen versuchten die grossen Parteien, ihr potentielles Klientel durch spezifische Mobilisierungsbemühungen an die Urne zu bringen – so etwa durch Standaktionen auf Auslandschweizerkongressen sowie durch gezielte Artikel und Inserat-Kampagnen in Informations- und Newsportalen (bspw. SWI swissinfo.ch, Schweizer Revue). Die Digitalisierung ermöglichte ihnen zudem, ihre transnationale Wähler:innenschaft über Websites, E-Mails, Video-Konferenzen und verschiedene Social-Media-Kanäle anzusprechen.

Die Polparteien machen es vor

Bei den eidgenössischen Wahlen 2023 kämpften die beiden Polparteien SP und SVP mit besonders grossem Engagement um die Stimmen der Auslandschweizer:innen. So organisierte die SP illustre “Polit-Apéros”, bei denen Schweizer Politiker:innen direkt mit im Ausland lebenden Sympathisant:innen in Kontakt treten konnten. Derweil setzte die SVP auf gezielte Events und persönliche Hausbesuche im Ausland – ebenfalls mit dem Ziel, potentielle Wähler:innen auf direktem, persönlichem Wege anzusprechen. Abbildung 1 zeigt, dass sich dieses zusätzliche Kampagnenengagement der Polparteien zugunsten der Fünften Schweiz ausbezahlt machte: SP (20,4 %) und SVP (18,5 %) waren 2023 die beiden meist gewählten Parteien unter den Auslandschweizer:innen.

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Von nichts kommt nichts

Generell gilt: Die Mobilisierung der Auslandschweizer:innen wird massgeblich durch die vorhandenen (finanziellen) Ressourcen sowie durch die Parteiorganisation beeinflusst. Während FDP und GLP auf Freiwilligenarbeit setzen, unterstützen SP und SVP ihre transnationalen Aktivitäten durch spezifisch für die Fünfte Schweiz eingerichtete Positionen im Generalsekretariat. Wie gut es den Parteien gelingt, das immer grösser werdende Wähler:innenpotential ausserhalb der Landesgrenzen auszuschöpfen, hängt also auch damit zusammen, wie bereitwillig die Schweizer Parteien ihre Ressourcen und Strukturen spezifisch für dieses Segment einsetzen wollen.

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