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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Freitag, 17. Dezember 2010
IRLANDS BONITÄTSNOTE SINKT: Die Ratingagentur Moody’s sendet an Irlands Geldgeber ein starkes Warnsignal. Die Experten schätzen die Kreditwürdigkeit des hochverschuldeten Landes deutlich schlechter ein und senkten ihre Bonitätsnote gleich um fünf Stufen. Zugleich drohten sie mit einer weiteren Herabstufung, wenn die Regierung in Dublin die Schuldenlage nicht in den Griff bekomme. Mit der Abstrafung von bisherigen Note Aa2 auf neu Baa1 sind Irlands Staatsanleihen nur noch zwei Stufen vom hochspekulativen Schrott-Niveau entfernt – trotz der Milliarden aus dem EU-Rettungsfonds. Erst vergangene Woche hatte die Agentur Fitch ihre Note gesenkt. Standard & Poor’s ist die einzige Ratingagentur, die Irland noch eine «A»-Note gibt. Der Ausblick ist aber negativ.
EURO AUF TIEFSTSTAND: Die Flucht in den Franken hält an: Am Freitag war der Euro mit 1,2720 Fr. zeitweise so billig zu haben wie noch nie. Die Einigung der EU-Staaten, ein dauerhaftes Sicherheitsnetz für pleitebedrohte Staaten wie Griechenland aufzuspannen, hat die Devisenmärkte wenig beeindruckt. Das letzte Rekordtief hatte die Gemeinschaftswährung vor zwei Tagen bei 1,2758 Fr. erreicht. Die drastische Abstufung der Kreditwürdigkeit Irlands durch Moody’s habe die Stimmung am Freitag stark belastet, sagten Beobachter. Im späteren Handel legte der Euro indes wieder etwas zu: Bis nach 17 Uhr wurde die Gemeinschaftswährung wieder für 1,2767 Fr. gehandelt nach 1,2772 Fr. am Schluss des Vortages.
KEIN SCHUTZ FÜR SCHOGGIHASEN: Der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli muss zur Weihnachtszeit einen Rückschlag hinnehmen. Die Goldhasen und die Rentiere der Traditionsfirma geniessen keinen EU-weiten Markenschutz. Das Gericht der Europäischen Union stützt einen früheren Entscheid der zuständigen Behörde. Das Gericht spricht den Lindt-Hasen, -Rentieren sowie roten Bändern und Glöckchen die nötige Unterscheidungskraft ab. Andere Unternehmen setzten sie auch ein. In den vergangenen Jahren war Lindt & Sprüngli immer wieder gegen Produzenten vorgegangen, die ähnliche Hasen wie das Zürcher Haus herstellen. Lindt & Sprüngli analysiere derzeit die Urteile und könne sich noch nicht zu deren Konsequenzen äussern, hielt eine Unternehmenssprecherin fest. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
KOF RECHNET MIT PLUS 1,9 PROZENT: Die Schuldenkrise in Europa dürfte das Wirtschaftswachstum in der Schweiz nächstes Jahr nicht abwürgen. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) geht neu von 1,9 Prozent Wachstum aus und hat damit ihre bisherige Prognose noch leicht erhöht. Wie die meisten Konjunkturforscher gehen aber auch jene der KOF davon aus, dass das Wachstum des laufenden Jahres, das sich auf rund 2,7 Prozent beläuft, 2011 nicht erreicht wird. Besonders die Wachstumsraten der Exportwirtschaft werden gemäss KOF-Prognose deutlich tiefer ausfallen als 2010. Mit einem Exportwachstum von gemäss KOF 3,2 Prozent bleibt das Segment eine tragende Stütze des wirtschaftlichen Aufschwungs. Stützend wirkt zudem weiterhin der private Konsum.
ÜBER 10 PROZENT MEHR INSERATE: Die Schweizer Presse hat im November deutlich mehr Werbeanzeigen schalten können. Die Inserateeinnahmen stiegen laut der WEMF AG für Werbemedienforschung gegenüber dem Vorjahresmonat um 11,7 Prozent auf 173 Mio. Franken. Davon entfielen 14,1 Mio. Fr. auf Stellenanzeigen (+14 Prozent), wie es im Communiqué vom Freitag heisst. Bei den Liegenschaftsanzeigen (5,1 Mio. Franken) ergab sich ein Minus von 3,1 Prozent, bei den kommerziellen/übrigen Anzeigen (141,0 Mio. Franken) hingegen eine Zunahme um 13,2 Prozent. Prospektbeilagen (12,8 Mio. Franken) verzeichneten ein Plus von 1,4 Prozent. Die Tagespresse legte mit 15,8 Prozent am meisten zu. Starke Einbusse verzeichnete die Sonntagspresse (-8,7 Prozent).
UNIA WILL WEITERVERHANDELN: Die Gewerkschaft Unia will erneut mit dem Schweizerischen Baumeisterverband verhandeln. 83 Prozent der befragten Bauarbeiter lehnen laut einer Umfrage das Lohnangebot der Baumeister ab und verlangen Neuverhandlungen, wie Unia mitteilte. Die Baumeister hatten Anfangs Dezember die Gespräche nach vier Verhandlungsrunden ergebnislos abgebrochen. Der Verband empfahl seinen Mitgliedern, die Lohnsumme um ein Prozent zu erhöhen. Die Gewerkschaften verlangen eine Lohnerhöhung von 2,7 Prozent. Wegen der Friedenspflicht sind sie auf Verhandlungen angewiesen.
VERTRAG UNTERZEICHNET: Die Industriellen Werke Basel (IWB) und die Swisscom bauen in Basel definitiv für 170 Mio. Fr. ein gemeinsames Glasfasernetz auf. Die beiden Unternehmen unterzeichneten für das Projekt einen Kooperationsvertrag, wie sie mitteilten. Das neue Glasfasernetz soll bis Ende 2017 sämtliche Basler Haushalte und Geschäftshäuser erschliessen. Geplant sei die Verlegung von vier Fasern, was einen echten Wettbewerb ermögliche, heisst es weiter. 60 Prozent der Investitionen übernimmt die Swisscom, 40 Prozent entfallen auf die IWB. Der Basler Grosse Rat muss den Anteil noch bewilligen; die Wettbewerbskommission den Vertrag prüfen.
VERRAT VON APPLE-GEHEIMNISSEN: US-Ermittler verdächtigen Hedgefonds, auf krummen Wegen an Informationen zu den neuesten Produkten des Elektronikkonzerns Apple gekommen zu sein. Ein Mitarbeiter des Zulieferers Flextronics hat demnach ausgepackt – und dafür eine stattliche Summe kassiert. Der 39-Jährige muss sich nun zusammen mit vier weiteren Männern vor Gericht verantworten. Der Tippgeber beim Zulieferer Flextronics soll für diese Informationen mehr als 22’000 Dollar kassiert haben. Derartige Infos verschaffen Investoren unzulässige Vorteile, die sie an der Börse in bares Geld ummünzen können.
EURO-ANLEIHEN ADE: Der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker hat die Debatte um Euro-Anleihen vorerst für beendet erklärt. Es gebe im Kreis der EU-Staaten «erheblichen Widerstand» gegen seine Idee, sagte der Eurogruppen-Vorsitzende am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. Er hatte den Staats- und Regierungschefs die Details seines Vorschlags erläutert. Er gehe nicht davon aus, dass der Vorschlag «innerhalb kürzester Zeit wieder auf den Tisch» komme. Neben Deutschland und Frankreich sprachen sich auch Länder wie Schweden und Österreich gegen ein solches Instrument aus.
GEBÜHREN KAPPEN: Die US-Notenbank Fed will die Gebühren von Kreditkartenanbietern begrenzen. US-Banken und Kreditkartenanbieter von Einzelhändlern sollen künftig nur noch Gebühren von maximal zwölf Cent pro Transaktion von einem Händler verlangen können, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichen Entwurf hervorgeht. Nach Veröffentlichung dieses Vorschlags begaben sich die Aktien von Visa und MasterCard auf Talfahrt. Sie gaben mehr als zwölf beziehungsweise mehr als zehn Prozent nach.

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