TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Mittwoch, 2. Dezember
KRISENRESISTENTES BAUGEWERBE: Die Schweizer Bauwirtschaft erweist sich als erstaunlich krisenresistent. Ihre Umsätze legten im dritten Quartal im Vergleich zur Vorjahresperiode um 6,1 Prozent zu. Allerdings kündigen die stark rückläufigen Aufträge eine deutliche Abkühlung an. Die Umsätze des Bauhauptgewerbes erreichten im dritten Quartal rekordhohe 5,4 Mrd. Franken, wie der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) mitteilte. Für die Zunahme waren sowohl der Tiefbau (+8,9%) als auch der Hochbau (+3,5%) verantwortlich. Der Auftragsbestand belief sich Ende September auf 11,6 Mrd. Franken, 5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Schub gab dem Baugewerbe der Wohnungsbau. Er legte um 7 Prozent zu. Auch die Auftragsbestände notierten hier Ende September 5,8 Prozent über Vorjahresstand.
KEIN DURCHBRUCH AN WTO-KONFERENZ: Die 7. WTO-Ministerkonferenz ist in Genf ohne Durchbruch bei den Handelsverhandlungen zu Ende gegangen. Die Minister unterstrichen aber, die Doha-Runde 2010 zu Ende bringen zu wollen. Die Positionen blieben indessen unverändert. Der politische Wille reiche derzeit für einen Abschluss nicht aus, konstatierte Bundesrätin Doris Leuthard. Ein Abschluss der Doha-Runde sei 2010 möglich, die Fortschritte seien aber zu langsam, sagte Leuthard weiter. Ende Januar würden sich am Weltwirtschaftsforum in Davos gut 30 Minister treffen. Dann könne das Terrain für ein mögliches Ministertreffen im Frühjahr vorbereitet werden.
COMCOM HALBIERT SWISSCOM-PREISE FÜR KABELKANÄLE: Die Kommunikationskommission (ComCom) schreibt der Swisscom ein weiteres Mal tiefere Preise vor. Die Ex-Monopolistin darf nun den Konkurrenten für die Mitbenützung der Kabelkanalisationen in den beiden vergangenen Jahren nur rund halb soviel verrechnen. Swisscom hatte den monatlichen Preis auf knapp 40 Rappen pro Meter und Kabel festgelegt. Das Unternehmen zeigte sich auf Anfrage nicht überrascht vom Entscheid der ComCom. Es werde keine grossen finanziellen Auswirkungen auf die Konzernergebnisse haben. Ob die Swisscom rekurriere, sei noch offen, sagte der Sprecher.
COMCOM WILL WEITEREN MOBILFUNKANBIETER: Nach der Übernahme von Sunrise durch Orange will die Eidg. Kommunikationskommission ComCom Platz für weitere Mobilfunkanbieter schaffen. «Ich kann mir vorstellen, dass ein dritter Anbieter kommt», sagte ComCom-Präsident Marc Furrer. «Die Schweiz ist ein attraktiver Standort für einen dritten Mobilfunkbetreiber», sagte Furrer auf einer Branchenveranstaltung in Zürich. Die ComCom plane, alle heuten freien und Ende 2013 beziehungsweise 2016 frei werdenden Frequenzen auszuschreiben. Die entsprechende Auktion Ende solle dann nächsten Jahres oder im 2011 stattfinden. Es gebe eine ganz neue Vergabe des Spektrums. Dies ist für die Einführung neuen Mobilfunkgeneration LTE (Long Term Evolution) in der Schweiz wichtig.
«SWISSAIR» KOSTET 7 MILLIONEN: Die Markenrechte an Swissair kommen die Fluggesellschaft Swiss auf mindestens 7 Mio. Fr. zu stehen. Das Ergebnis könne als angemessen bezeichnet werden, teilte der Liquidator der SAirGroup, Karl Wüthrich, mit. Denn für die Marke seien trotz mehrerer Versuche keine höheren Gebote eingegangen. Zudem bestünden Prozessrisiken für die SAirGroup, die Dachgesellschaft der untergegangenen Fluggesellschaft. Swiss muss kein Geld überweisen, sondern verzichtet auf Forderungen im Liquidationsverfahren der Swissair-Gesellschaften. Der Erwerb der Markenrechte durch die Swiss war bereits im September bekannt geworden. Die Fluggesellschaft hat keine Pläne, die einstige Prestigemarke wiederzubeleben.
SUNRISE VERKAUFT MOBILFUNKSTANDORTE: Der Telekomkonzern Sunrise verkauft 400 Mobilfunkstandorte zu einem ungenannten Preis an die Waadtländer Telekomfirma In&Phone. In&Phone verlängert zudem sein Roaming-Abkommen mit Sunrise für fünf Jahre. Die Kunden von In&Phone können schon seit 2006 über das Sunrise-Netz telefonieren. Sunrise gibt die 400 Mobilfunkstandorte ab, weil er sie nicht benötigt: Sie gingen beim Kauf von Tele2 vor gut einem Jahr an den Telekomkonzern. Die Standorte überlappen sich mit dem existierenden Sunrise-Netz und tragen nicht zu einer höheren Kapazität bei, wie das Unternehmen mitteilte.
ABB BAUT NEUES LEITSYSTEM IM LEIBSTADT: Der Technologiekonzern ABB baut im Atomkraftwerk Leibstadt ein neues Leitsystem ein. Wie das Unternehmen schreibt, hat der Auftrag einen Umfang von 73 Mio. Dollar und wird in der Schweiz arbeitswirksam. Die ABB modernisiert das nicht-sicherheitsrelevante Leitsystem in dem Kraftwerk. Die Firma ersetzt mehrere bestehende Systeme. ABB übernimmt dabei Konstruktion, Installation, Inbetriebnahme und die Tests des Systems und modernisiert auch den Simulator für die Schulung des Personals. Die Arbeiten erfolgen bei den jährlichen Betriebsunterbrüchen des Kraftwerks in den Jahren 2011 bis 2018.
GM FEUERT KONZERNCHEF: Mitten in der Sanierung wechselt der Opel-Mutterkonzern General Motors seinen Chef aus. Verwaltungsratschef Ed Whitacre, ein Vertrauter des US-Präsidenten Barack Obama, übernimmt zunächst selbst das Steuer. Der 68-jährige frühere Telekom-Manager will den schlingernden Autoriesen führen, bis ein Nachfolger für den zurückgetretenen Fritz Henderson gefunden ist. Das kann nach Angaben eines Sprechers noch mehrere Monate dauern. Ob der Chefwechsel Folgen für die Opel-Sanierung hat, bleib zunächst unklar. Whitacre gilt schon seit Monaten als starker Mann bei GM und fuhr Henderson mehrfach in die Parade. So zählte der Verwaltungsratschef von vornherein zu den Gegnern des Opel-Verkaufs an den kanadisch- österreichischen Zulieferer Magna, Henderson zu den Befürwortern.
EX-SIEMENS-MANAGER ZAHLEN SCHADENERSATZ: Der Aufsichtsrat des Technologiekonzerns Siemens hat sich mit den früheren Konzernchefs Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld über Schadenersatzzahlungen für die Korruptionsaffäre geeinigt. Die Beiden sowie vier weitere Ex-Topmanager sind zu einem entsprechenden Vergleich bereit, wie das Münchner Unternehmen mitteilte. Dem Vernehmen nach soll Pierer 5 Mio. Euro zahlen, Uriel Sharef 4 Millionen, Jürgen Radomski und Johannes Feldmayer jeweils 3 Mio. Euro, Kleinfeld 2 Mio. Euro und Ex-Aufsichtsratschef Karl Hermann Baumann 1 Mio. Euro. Drei weitere Manager hatten sich mit dem Aufsichtsrat bereits vor einigen Monaten auf eine Zahlung von je einer halben Million Euro geeinigt.
EINIGUNG BEI EU-FINANZAUFSICHT: Als Konsequenz aus der schlimmsten Finanzkrise seit 70 Jahren erhält die EU mehr Macht bei der Finanzaufsicht. Die obersten Kassenhüter der EU verständigten sich in Brüssel darauf, drei neue Aufsichtsbehörden für Banken, Versicherungen und Wertpapiere zu schaffen. Die EU wird mit der neuen Finanzaufsicht ausdrücklich keine neue Superbehörde schaffen, die zentral die Finanzmärkte überwacht. Die Union nimmt aber für sich in Anspruch, auf internationaler Ebene zu den Vorreitern einer neuen, weniger krisenanfälligen Finanzarchitektur zu zählen. Der EU geht es um mehr Vertrauen an den Finanzmärkten und den Schutz von Bürgern und Unternehmen. Für das Tagesgeschäft bleiben die nationalen Behörden verantwortlich.