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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Donnerstag, 20. Mai
REKURS: Orange und Sunrise nehmen das Verbot der Wettbewerbskommission (Weko) für ihre Fusion nicht hin. Sie haben Rekurs beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Dies sei ein rein formeller Schritt. Damit würden sich die Mutterhäuser beider Telekomunternehmen, France Télécom und die dänische TDC alle Optionen offen behalten. Diese Optionen würden derzeit evaluiert. Dabei handelt es sich um ein neues Gesuch beider Gesellschaften bei der Weko, in dem sie Zugeständnisse machen würden. Die Weko hatte ihr Verbot Ende April damit begründet, dass sie ein marktbeherrschendes Duopol in der Schweiz durch die Swisscom und die fusionierte Orange/Sunrise verhindern wolle.
EINBRUCH: Der schwache Euro vermiest der Schweizer Hotellerie die Sommersaison: 0,7 Prozent weniger Gäste als letztes Jahr dürften zwischen Mai und Oktober in Schweizer Hotelbetten nächtigen. Erst 2012 erwarten die Experten wieder deutlich mehr Touristen. Schon der letzte Sommer war für den Schweizer Tourismus schlecht verlaufen (-3,8 Prozent). Im gesamten Tourismusjahr (November 2008 bis Oktober 2009) verzeichnete die Branche ein Minus von 4,7 Prozent. Die trüben Aussichten für die nächsten Monate resultieren vor allem aus der schwachen ausländischen Nachfrage: 1,2 Prozent weniger ausländische Touristen erwarten die Ökonomen von BAK Basel. Aus Ländern mit dem Euro dürften rund 5 Prozent weniger Gäste anreisen. Neben der schwachen Euro-Währung dämpfen die hohe Arbeitslosigkeit und die Schuldenprobleme die Reisefreude im Ausland.
RÜCKGANG: Stark schwankende Umsätze schütteln die Baubranche durch. Der hohen Nachfrage im Tiefbau nach Strassen- und Infrastrukturprojekten stehen gegenwärtig im Hochbau ein sich langsam abzeichnendes Ende des Wohnbau-Booms und Umsatzrückgänge im Wirtschaftsbau gegenüber. Der Bauindex der Credit Suisse und des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) sank im zweiten Quartal 2010 gegenüber dem Vorquartal um 11 auf 120 Punkte. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Rückgang 9 Punkte. Die harten Winter 2008/09 und 2009/10 seien aber nur bedingt Grund dafür.
STEIGERUNG: Der Umsatz des Zahnpflegemittel-Herstellers Trisa ist im vergangenen Jahr zwar um 4,1 Prozent von 235,7 auf 226 Mio. Franken gesunken. Dafür konnte der Bürstenfabrikant den Gewinn leicht um 0,2 Mio. auf 16,7 Mio. Franken steigern. Trotz des Umsatzrückgangs habe das Unternehmen weder Stellen abgebaut noch Kurzarbeit eingeführt. Im Gegenteil: 2009 stiessen 17 neue Personen zum Unternehmen. Damit zählt Trisa aktuell 1070 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2009 investierte Trisa rund 15,9 Mio. Franken. In den letzten zehn Jahren setzte das Unternehmen über 200 Mio. Franken für Maschinen, Einrichtungen und Fabrikationsgebäude ein. Trisa versteht dies als Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz.
STABILISIERUNG: Die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz haben die Rezession noch nicht ganz überwunden. Gesamthaft konnten im ersten Quartal die Umsätze gemäss des KMU-Barometers der UBS aber immerhin stabilisiert werden. Die Verkaufspreise blieben aber weiterhin unter Druck, die Gewinne sanken im Vergleich zum Vorjahr leicht und die Unternehmen bauten tendenziell eher Personal ab. Im zweiten Quartal erwarten die Unternehmen aber ingesamt eine leichte Zunahme des Umsatzes und eine Stabilisierung der Gewinne und Personalbestände.
WACHSTUM: Die Kräuterbonbon-Herstellerin Ricola ist auch im vergangenen Jahr gewachsen: Der Umsatz stieg um 3,6 Prozent auf 316,3 Mio. Franken. Der starke Franken bremste das Wachstum: In lokalen Währungen erhöhte sich der Umsatz um mehr als 6 Prozent. Insbesondere in den für Ricola wichtigen Ländern Deutschland, Frankreich, Italien, USA und in der Schweiz erhöhte sich der Marktanteil. Gewinnzahlen gibt Ricola nicht bekannt. Das Unternehmen, welches dieses Jahr sein 80-jährige Bestehen feiert, exportiert Kräuterbonbons und -kaugummis sowie Teeprodukte in mehr als 50 Länder.
TREND: Die Krise ist im vergangenen Jahr am Handel mit Waren und Dienstleistungen über das Internet vorbeigezogen. Laut einer Studie wuchsen die Umsätze von 21 Schweizer Unternehmen im E-Commerce im Schnitt um 14 Prozent. Damit setzt sich der Trend ungebrochen fort. Weil aber immer mehr Anbieter in den Online-Markt drängen, steigt auch der Konkurrenzkampf, so ein Ergebnis der Studie «E-Commerce-Report 2010» der Fachhochschule Nordwestschweiz und der Zahlungsabwicklungsfirma Datatrans. Das Leistungsniveau steige vor allem bei den grossen Anbietern rasch. Klar im Trend liegt das Online-Bestellen per Handy, stellte die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen fest. Grösstes Problem sei derzeit die Konkurrenz der verfügbaren technischen Plattformen. Umstritten ist unter den Studienteilnehmern noch die Bedeutung von Verkäufen via sozialer Foren wie Facebook.
GEWINN: Die Krankenkasse atupri hat 2009 im Zusatzversicherungsgeschäft einen Unternehmensgewinn von rund einer Million Franken erwirtschaftet. In der obligatorischen Krankenpflegeversicherung erlitt sie einen Verlust von 22,7 Millionen Franken. Die Schere zwischen den Kosten und den Prämien habe sich im vergangenen Jahr weiter geöffnet. Während die Kosten um rund 3 Prozent gestiegen seien, habe sich das Prämienvolumen um lediglich 1 Prozent erhöht. Rund 165’000 Versicherte zählte atupri am 1. Januar 2010 – ein Jahr zuvor waren es noch rund 170’000 – was einem Minus von 3 Prozent entspricht.
EINIGUNG: Der hoch verschuldete Staatsfonds Dubai World hat sich mit seinen wichtigsten Gläubigern auf einen Umschuldungsplan geeinigt, der das Konglomerat vor der Pleite bewahren soll. Laut einer Mitteilung des Konzerns geht es dabei um Kredite von insgesamt 23,5 Mrd. Dollar. Zu Dubai World gehören unter anderem die international operierende Hafenbetreiber-Firma DP World und die durch die künstliche Palmeninsel bekanntgewordene Immobilienfirma Nakheel. Das Staatskonglomerat aus dem einstigen Boom-Emirat Dubai hatte Investoren im November 2009 mit der Bitte um ein Schuldenmoratorium schockiert. Der Nachbar Abu Dhabi musste Dubai mit Milliardenbeträgen stützen.
WACHSTUM: Die japanische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2010 um 1,2 Prozent gewachsen. Dies ist der stärkste Zuwachs in drei Quartalen. Das Wachstum fiel aber etwas geringfügiger aus als erwartet. Analysten hatten im Schnitt einen Anstieg um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal erwartet. Das Wachstum der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt wurde vor allem durch Exporte und eine Erholung des Konsums getrieben. Auf das ganze Jahr hochgerechnet bedeutet das Quartalsergebnis ein Wachstum um 4,9 Prozent.

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