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Chevrolet, das Schweizer «Wunder» von Amerika

Louis Chevrolet, ein aussergewöhnliches Schicksal und eine Marke, die für immer berühmt bleiben wird. Louis Chevrolet Watch Company SA

Der Neuenburger Louis Chevrolet gab einer der grössten Automarken der Welt seinen Namen, ohne dafür je einen Rappen zu sehen. Der Westschweizer Autor Michel Layaz erzählt in einer kürzlich erschienenen Biografie die Geschichte dieser aussergewöhnlichen Karriere neu. 

Schnell, schneller, wie ein Rennwagen, so schreitet sie voran, die Biografie «Les vies de Chevrolet» (Éditions Zoé) von Michel Layaz über Louis Chevrolet. Kurze Sätze, ein nervöser Stil, eine Geschichte, die mit Präzision, Effizienz und Finesse geschrieben ist.

Jedes Kapitel erzählt auf eine andere, manchmal mehr, manchmal weniger gewagte Weise die Geschichte der verschiedenen «Leben» des jurassischen Uhrmachersohns, der am 25. Dezember 1878 in La Chaux-de-Fonds geboren wurde. Mutter: Maria, Vater: Josef; ein symbolträchtiger Tag der Geburt und Eltern, die sich mit grossem Eifer für ihr Kind, Louis, eingesetzt haben. In ihm erkennt Michel Layaz «den König der treuen Typen, einen Gerechten unter den Gerechten».

Louis Chevrolet ist ein geborener Eiferer, aber ein profaner! Und das ist die Grundlage eines aussergewöhnlichen Schicksals und einer Marke, die für immer berühmt sein wird: Chevrolet. Louis ist ein überschwänglicher Rennfahrer, ein Mechaniker von sprichwörtlichem Geschick, ein Ingenieur mit sensationellen Erfindungen, ein leidenschaftlicher Automobilunternehmer. Er ist überhaupt ein Mann voller Leidenschaft, mit einer irritierenden Naivität. Wie konnte ein so intelligenter Mann seinen Namen für General Motors hergeben, ohne je eine finanzielle Entschädigung zu erhalten?

Ein Mann der Tat

Wir schreiben das Jahr 1913. Nach einem Streit mit Billy Durant, dem Direktor von General Motors, überträgt Louis dem berühmten amerikanischen Automobilhersteller, für den er bereits Autos entworfen hat, das Exklusivrecht für die Verwendung des Namens Chevrolet. «Was dann folgte, war grausam. Der Erfolg der Marke liess nicht lange auf sich warten. Vom wachsenden Goldberg wird Louis keine einzige Kopeke bekommen», schreibt Michel Layaz in seinem Buch. Mehrere Monate hat er über die reiche Persönlichkeit seines Helden Nachforschungen angestellt.

Der 1963 geborene Schweizer Romancier Michel Layaz wurde mit «Les larmes de ma mère» und «La joyeuse complainte de l’idiot» bekannt. Im Jahr 2007 beteiligte er sich an einem Sammelband, der die Idee einer Weltliteratur in französischer Sprache verteidigt (Gallimard 2007). Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet (Schweizer Literaturpreis, Bibliomedia-Preis, Dentan-Preis, RTS-Hörerpreis u.a.). In ihren Romanen erforscht er die Komplexität und die Unzulänglichkeiten von Familienbeziehungen. Einige seiner Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er unterrichtet in Teilzeit an der Business School in Lausanne und am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Fabrice Profit

«Er erlaubte sich nie den Luxus der Melancholie und noch weniger den der Selbstanalyse. Louis war pragmatisch und machte sich gerne die Hände schmutzig. Man muss festhalten, dass es die Zeiten auch erforderten. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts lag das automobile Amerika hinter Europa zurück. Frankreich, Deutschland und England waren die ersten Länder, die Autos produzierten. Der Alte Kontinent war der Nährboden für technische Erfindungen. Doch die Amerikaner reagierten sehr schnell. Sie entwarfen ihre eigenen Autos und Rennstrecken. Es gab keine Konkurrenz mehr: Sie waren überglücklich», erklärt Michel Layaz.

Exil    

Das europäische Talent im Dienst der amerikanischen Autoindustrie und ihrer Rennstrecken war Ausgangspunkt vieler Legenden. Louis, von dem auf der anderen Seite des Atlantiks niemand weiss, dass er Schweizer ist, gilt als «französisches Geschwindigkeitswunder». So nennen ihn die amerikanischen Journalisten, die von seinen Fähigkeiten begeistert sind. Louis lebte in Frankreich, bevor er in die Vereinigten Staaten einwanderte. Er war kaum zehn Jahre alt gewesen, als sein mittelloser Vater auf der Suche nach einem besseren Leben den Schweizer Jura verliess und sich mit seiner Familie im Burgund niederliess.

Ein Foto zeigt die Familie, die sich damals in Beaune niedergelassen hat: die Eltern und ihre sieben Töchter und Söhne, darunter Gaston und Arthur, die später treue Anhänger von Louis in Amerika werden. Michel Layaz stellt das Foto in die Mitte eines Kapitels, das auf die Zukunft der Kinder verweist. «Im Chevrolet-Clan gibt es Furchtlosigkeit, eine sanfte Stärke, und dann gibt es diese schwer zu lösende Verbindung, die zwischen den Körpern zirkuliert. Wenn Sie genauer hinsehen, können Sie in Louis› Augen ein vages Flackern erkennen, als ob er die Zeit vor und nach dem Foto messen würde.»

Die «Zeit danach» ist vor allem Amerika, wo Louis glänzen wird, nachdem er sich in Paris als Angestellter von Darracq, einem grossen Fahrradhersteller, profiliert hat. Sein Genie wirkt Wunder. Dieser Mann, der das grosse Ganze sieht, weiss jedoch, dass es für ihn nur die Vereinigten Staaten gibt. Er geht nach New York, wo er zunächst für De Dion-Bouton arbeitet, bevor ihn Fiat als Designer einstellt. Aber «das erfahrene italienische Auge erkannte bald die Fahrkünste Chevrolets».

Der Meilenrekord

Sein Rendez-vous mit der Geschichte hat er im Mai 1905. Auf der alten Morris Park Rennbahn in New York «bricht Louis den Meilenrekord». Es ist sein erstes Rennen. Er fährt einen Fiat. Es ist eine gesegnete Zeit für ihn, erst ein Jahr zuvor hat er Suzanne Treyvoux kennengelernt, die er später heiraten soll. Das Herz hat seine Eroberung gemacht. Es folgen weitere Siege, vor allem sportliche.

Louis fliegt von Rennen zu Rennen, von Erfolg zu Erfolg. Sein unternehmerischer Ehrgeiz stösst jedoch auf die Konkurrenz der amerikanischen Automobilkonzerne (u.a. Ford). Die Chevrolet Brothers Manufacturing Company, die er mit seinem Bruder Arthur 1921 in Indianapolis gegründet hat, hält sich nicht lange. Aber das ist nicht wichtig! Louis besitzt ein unerschütterliches Kapital: Optimismus. Der Mann wird andere Projekte ins Leben rufen. Niemals aufgeben, war sein Motto.

Vor einigen Jahren wurden die Amerikaner gebeten, die zehn bekanntesten Namen in den Vereinigten Staaten zu nennen. Chevrolet war einer von ihnen. «Das habe ich in einer Zeitschrift gelesen», sagt Michel Layaz gerührt.

Marc Leutenegger

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