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Das duale Bildungssystem der Schweiz, einmalig in der Welt

Zwei Personen vor Automotor und Wandtafel
Ein Automechanik-Lehrling an der Berufsschule. Keystone / Martin Ruetschi

Früher mussten Jugendliche nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit definitiv über ihre berufliche Zukunft entscheiden. Heute ist das anders. Egal, welche Wahl sie mit 15 Jahren treffen, sie können später während der Schul- oder Berufskarriere immer noch die Richtung ändern.

Vergessen Sie die Dichotomie «entweder studieren oder arbeiten» am Ende der Mittelstufe: Was auch immer die Jugendlichen im Alter von 15 Jahren entscheiden, schliesst nicht aus, in der Zukunft einen anderen Weg einzuschlagen. Dies dank dem dualen Bildungssystem der Schweiz, das weltweit einzigartig ist.

Gymnasium oder Lehre?

Immer mehr junge Menschen wählen den klassischen Weg «gymnasiale Maturität, dann Studium und schliesslich ein Beruf». Aus Bequemlichkeit oder Prestigegründen. Die anderen wählen den Weg der Berufsbildung: Lehre und anschliessend Arbeit.

Bis vor einigen Jahrzehnten waren dies zwei getrennte Wege, die nicht miteinander korrelierten. Wollte man Beruf oder Studium wechseln, musste man von ganz vorne anfangen. Dann hat sich alles geändert.

Die Lehre, eine Schweizer Lösung

Ein Lehrling tritt am Ende der obligatorischen Schulzeit in die Arbeitswelt ein. Aber er oder sie wird nicht ins kalte Wasser geworfen. Das duale Bildungssystem der SchweizExterner Link sieht vor, dass die Jugendlichen einerseits eine Grundausbildung in einem Betrieb erhalten und andererseits eine Berufsschule besuchen. Dieses System bietet den Jugendlichen eine Ausbildung auf hohem Qualitätsniveau und anschliessend einen direkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Das ist ein Erfolgsfaktor der Schweizer Wirtschaft.

Eine Lehre dauert je nach Beruf zwischen zwei und vier Jahren und garantiert eine sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeit.

Ein durchlässiges System

Manche Jugendliche werden später reif. Andere entdecken den Wunschberuf erst zu einem späteren Zeitpunkt. Die Einzigartigkeit des Schweizer Systems liegt darin, dass ein Wechsel immer möglich ist.

Wer den Weg der Berufsbildung wählt, kann mit Ausbildungen sukzessive auf höhere Bildungsstufen gelangen. Die Karrierewege sind vielfältig und allen Personen in Ausbildung zugänglich. Mit der Berufsmaturität besteht die Möglichkeit, einen Bachelor-Abschluss zu machen. Diese neuen Studierenden befinden sich auf gleicher Stufe wie jene, die an einer Universität oder einer Eidgenössischen Technischen Hochschule studiert haben.

Wer eine Berufslehre abschliesst, muss aber nicht zwingend studieren, sondern kann sich auch auf den erlernten Beruf konzentrieren. Es gibt entsprechende eidgenössische Diplome und höhere Fachschulen. Damit steigt das Ausbildungsniveau der Fachkraft, ebenso wie die Karriereaussichten. Und nicht zuletzt der Lohn.

Diese DurchlässigkeitExterner Link ist sehr wichtig: Alle Berufsleute haben jederzeit Zugang zu Weiterbildung. Und damit auch Zugang zu Universitäten und Fachhochschulen. Nichts ist grundsätzlich ausgeschlossen.

Ein Beispiel zur besseren Verständlichkeit

Ein Jugendlicher entscheidet am Ende der Mittelschule, nicht weiter zur Schule zu gehen, sondern den Beruf des Elektrikers zu erlernen. Er sucht einen ArbeitgeberExterner Link, der ihm eine Berufslehre bietet. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die Woche besteht aus vier Arbeitstagen und einem Tag in der Berufsschule. Während der dreijährigen Ausbildung erhält der Jugendliche einen LehrlingslohnExterner Link.

Am Ende der drei Jahre erhält der Jugendliche nach bestandenen Abschlussprüfungen einen eidgenössischen Fähigkeitsausweis. Laut Rita Beltrami, Leiterin der Schul- und Berufsorientierung des Kantons Tessin, ist die Berufslehre das Mindestniveau an Bildung, das sich der Bund für alle Bürgerinnen und Bürger wünscht.

Nach Abschluss der Lehre kann der Jugendliche eine Arbeit als Elektriker suchen. Wenn er eines Tages studieren möchte, ist das kein Problem: Er kann die Berufsmaturität absolvieren, die ihm Zugang zu den Fachhochschulen verschafft, wo er beispielsweise Elektrotechnik studieren könnte.

Er kann aber auch ein Eidgenössisches Berufsdiplom als Elektriker erwerben oder eine höhere technische Fachschule besuchen. Oder einfach Weiterbildungsangebote der Berufsverbände belegen.

Kurz und gut: Die Wahl einer Ausbildung oder eines Berufs ist ein mehrstufiger Prozess. Das Ziel ist es, einen Beruf zu finden, der den Wünschen und Ambitionen entspricht.

Grenzgänger der Berufsausbildung

Das Schweizer Berufsbildungssystem gefällt auch vielen Italienern und Italienerinnen, die in der Nähe der Schweiz leben. Laut Beltrami machen viele italienische Jugendliche eine Berufslehre im Südschweizer Kanton Tessin.

Wenn Sie Fragen rund um Lehrstellen, Berufe oder Ausbildungen haben, finden Sie Antworten auf berufsberatung.chExterner Link, dem offiziellen schweizerischen Informationsportal der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung im Auftrag der Kantone.

(Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi)

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