Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Schweiz haben immer mehr Ferien. Innerhalb von zwanzig Jahren hat ihre durchschnittliche jährliche Feriendauer um eine halbe Woche zugenommen. Auch die Volksabstimmung von März 2012, in der sich die Schweizer gegen mehr Ferien entschieden hatten, hat den Trend nicht gebrochen.
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Seit 2015 Mitglied der Chefredaktion von swissinfo.ch. Zuvor 2006 bis 2015 zuständig für das Ressort Retail Banking der Zürcher Anlegerzeitung "Finanz und Wirtschaft". Hochschulabschlüsse in New Media Journalism (Master of Arts, 2014, Uni Leipzig) und in Volkswirtschaft (Lizenziat, 1999, Uni Bern).
Am 11. März 2012 sprachen sich zwei Drittel der Stimmberechtigten an der Urne gegen die Volksinitiative «Sechs Wochen Ferien für alle» aus. Volkswirtschaftliche Bedenken waren damals ausschlaggebend: Die Wirtschaftsverbände befürchteten, dass die Annahme der Vorlage zu Arbeitsplatzverlusten und einem wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe führen könnten.
Der gesetzlich vorgeschriebene Mindestferienanspruch in der Schweiz beträgt vier Wochen (20 Tage) pro Jahr, respektive 5 Wochen für unter 20-jährige. Der Einzel- oder Gesamtarbeitsvertrag kann jedoch einen höheren Ferienanspruch vorsehen, was häufig auch genutzt wird. Besonders älteren Arbeitnehmenden ab dem 50. Altersjahr wird oft ein höherer Ferienanspruch gewährt.
Aufgeteilt nach Wirtschaftszweig haben Angestellte im Sektor «Erziehung und Unterricht» mit 6,3 Wochen am meisten Ferien, darunter besonders die Lehrkräfte. Über dem Durschnitt liegen auch Angestellte im Verkehrswesen, dem Finanzsektor, der öffentlichen Verwaltung und dem Gesundheits- und Sozialwesen. Mit Abstand am wenigsten Ferien haben Angestellte in der Land- und Forstwirtschaft mit 4,6 Wochen.
Im internationalen Vergleich stehen die Schweizer nicht schlecht da, wie eine ErhebungExterner Link der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt. Der gesetzliche Anspruch von 20 Tagen liegt im Mittelfeld. Allerdings gibt es von Land zu Land grosse Unterschiede. Während US-Amerikaner gar kein gesetzliches Ferienminimum kennen, weisen einige andere Länder höhere Minimalansprüche als die Schweiz auf. Dazu gehören vor allem europäische Länder wie Grossbritannien (28 Tage) oder Frankreich (25 Tage).
Mehrheit fährt weg
Doch was tun die Schweizer mit ihren Ferienwochen? Gemäss der aktuellen Umfrage «Ferienbarometer 2018» des Marktforschungs-Unternehmens Ipsos und der Gruppe Europ Assistance bleibt diesen Sommer nur rund ein Fünftel der Urlauber in der Schweiz. Das bevorzugte Reiseziel bleibt Italien, wohin es rund ein Viertel zieht. Weitere sehr beliebte Reisedestinationen sind Spanien und Frankreich.
Die Schweizer lassen sich den Sommerurlaub denn auch etwas kosten. Laut der Studie beträgt das durchschnittliche Sommerferien-Budget der Schweizer 3235 Franken, 9% mehr als im Vorjahr und 38% über dem europäischen Durchschnitt.
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