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Wachstum und Nachhaltigkeit im Tourismus

Der Tourismus soll weiter wachsen, aber nachhaltig: Bodenplanierung für Skipiste an Gondelbahn Rothorn ob Zermatt. Keystone

Der Schweizer Tourismus-Verband STV, die Dachorganisation der Schweizer Touristiker, schlägt konkrete Massnahmen für ein Wachstum der Branche vor. Dieses soll nach Kriterien der Nachhaltigkeit erfolgen.

Der neue Präsident des Schweizer Tourismus-Verbands, CVP-Nationalrat Dominique de Buman, sprach sich am Freitag bei der Jahresversammlung des Verbands in Lugano für ausreichende Mittel für das touristische Marketing aus sowie für Massnahmen zur Stärkung des Euros.

Ausserdem forderte de Buman einen günstigen Mehrwertsteuersatz für touristische Leistungserbringer und eine einheitliche Besteuerung von Speisen und Getränken in Restaurants sowie beim Verkauf über die Gasse. Heute gibt es Unterschiede: Take-Away-Betriebe zahlen nur 2,4% MWSt, Gaststätten auf Mahlzeiten den normalen Satz von 7,6%.

Damit kündigte de Buman de facto seine Unterstützung für die Volksinitiative von GastroSuisse an, welche eine Aufhebung dieser Unterschiede fordert. Die Volksinitiative war im April 2010 lanciert worden. Bis Oktober 2011 müssen 100’000 Unterschriften gesammelt sein, damit das Volksbegehren zustande kommt.

Kein Sparen beim Marketing

Um ein Wachstum zu ermöglichen, muss der Bund laut STV genügend Mittel für das Marketing des Ferienlands Schweiz zur Verfügung stellen. Deshalb müsse das Bundesgesetz über die Förderung von Innovation und Zusammenarbeit im Tourismus (innotour) ab 2012 unbedingt fortgesetzt werden. Die Mittel dürften nicht vom Kredit von Schweiz Tourismus abgezwackt werden, hiess es.

Das Sparprogramm des Bundes (Konsolidierungsprogramm) gefährdet gemäss STV touristisch wichtige Dienstleistungen, beispielsweise im Rahmen der Infrastruktur. 160 regionale öffentliche Verkehrslinien (Busse und Regionalbahnen) sind nämlich in Frage gestellt, wenn die Kürzungen der Mittel die parlamentarische Hürde schaffen sollten.

Kein Weg geht im Schweizer Tourismus schliesslich an Qualität vorbei. Ein gezieltes Qualitätsprogramm – in Lugano war sogar von einer Offensive die Rede – hat in dieser Hinsicht viel ausgelöst und zur Motivierung der Mitarbeitenden in der Branche beigetragen.

Nachhaltigkeit wird gross geschrieben

Es war das erste Amtsjahr für CVP-Nationalrat Dominique de Buman als STV-Präsident. Er war an der Generalversammlung vom 27. August 2009 zum Nachfolger des legendären Urner Alt FDP-Nationalrats Franz Steinegger gewählt worden.

De Buman betonte damals, dass für ihn das Thema «Nachhaltigkeit im Tourismus» besonders wichtig sei. «Der Tourismus ist ein wichtiges Element unserer nationalen Nachhaltigkeitspolitik, weil touristische Arbeitsplätze nicht ins Ausland ausgelagert werden können.»

Mit der Einladung des Österreichers Christian Baumgartner liess er seinem Versprechen zudem Taten folgen. Als Gastreferent berichtete der Landschaftsökologe, der 1995 in Wien das Institut «respect» für Integrativen Tourismus und Entwicklung gegründet hat, über die touristischen Nachhaltigkeits-Strategien der Europäischen Union und Österreichs.

Partizipatives Modell in Österreich

Demnach hat die Europäische Kommission im Juni 2010 die nachhaltige Entwicklung im Tourismus als einen von vier Schwerpunkten der europäischen Tourismusentwicklung definiert. Dies nachdem der Tourismus im Vertrag von Lissabon erstmals als europäische Gemeinschaftsaufgabe definiert wurde.

Österreich setzt auf das Prinzip einer partizipativen Regionalentwicklung. Es bleibt folglich den Beteiligten – Einheimischen, Touristikern, Mitarbeitenden – vorbehalten zu definieren, wie in ihrer Region nachhaltiger Tourismus aussieht und wie weit die Destination auf diesem Weg schon ist.

In der Schweiz haben über 20 Destinationen eine Nachhaltigkeits-Charta für den Schweizer Tourismus unterschrieben, deren Umsetzung nun ansteht.

Und auch die neue Wachstumsstrategie des Staatssekretariates für Wirtschaft Seco definiert «höchste Qualität und beispielhafte Nachhaltigkeit» als einen von drei Leitsätzen für die touristische Entwicklung in der Schweiz.

Gerhard Lob, Lugano, swissinfo.ch

Der Schweizer Tourismus-Verband STV ist der nationale Dachverband der Schweizer Tourismus-Industrie.

Seit 1932 koordiniert er die Anliegen der unterschiedlichen touristischen Akteure und vertritt deren Interessen gegenüber Politik, Behörden und Öffentlichkeit.

Der STV lobbyiert in Politik und Verwaltung, um die Anerkennung des Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig zu verbessern.

Im Gegensatz zum Schweizer Tourismus-Verband ist Schweiz Tourismus (ST) für das touristische Marketing des Reiselandes Schweiz zuständig.

ST war 1917 unter dem Namen Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ) gegründet worden. Der Namenswechsel erfolgte 1995.

Der Tourismus ist ein wichtiger Zweig der schweizerischen Volkswirtschaft. Jährlich werden Einnahmen von mehr als 30,4 Mrd. Franken direkt dem Tourismus zugerechnet.

Wegen der Heterogenität der Tourismus-Produktion war es früher kaum möglich, die vielfältigen wirtschaftlichen Effekte des Tourismus zu erfassen, wie Einkäufe durch Touristen in Supermärkten oder an Kiosken. Bei Hotels oder Bergbahnen ist die Situation direkt erfassbar.

2009 verzeichnete die Hotellerie in der Schweiz insgesamt 35,6 Mio.
Logiernächte.

Davon gingen 15,4 Mio. auf das Konto von Schweizer Gästen, 20,2 Mio. sind ausländischen Gästen zu verdanken. Mit 6 Mio. Logiernächten sind die Deutschen absolute Spitzenreiter vor den Feriengästen aus Grossbritannien (1,9 Mio.).

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