Artenschutz unter der Lupe
Europaweit gefährdete Tiere, Pflanzen und Lebensräume sollen in der Schweiz besser geschützt werden. Das europäische Netzwerk "Smaragd" soll dabei helfen.
Der WWF Schweiz stellte am Mittwoch vor den Medien das europäische Netzwerk vor. Mit «Smaragd» soll der Artenschutz nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene unter die Lupe genommen werden. Denn Naturschutz kenne keine Landesgrenzen, sagte Andreas Weissen, Leiter des Alpenprogramms von WWF Schweiz.
Durch das Netzwerk wird erstmals festgehalten, welche Tiere, Pflanzen und Lebensräume europaweit gefährdet sind. Erstellt hat die Liste der Europarat.
Europäische Dimension
Der WWF Schweiz und seine Partner-Organisationen haben eine spezielle Liste für die Schweiz erarbeitet. Darauf sind jene europaweit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräume aufgeführt, die in der Schweiz existieren.
Somit stehe nicht mehr im Zentrum, ob eine Art in der Schweiz gefährdet sei, sondern in ganz Europa, hiess es an der Medienkonferenz. Damit unterscheide sich das «Smaragd»-Netzwerk von den bisher bestehenden «Roten Listen» der bedrohten Tier- und Pflanzenarten.
«Das Netzwerk bereichert den Naturschutz in der Schweiz um die europäische Dimension», sagte Weissen. Es müsse zu einem wichtigen Instrument der Naturschutzpolitik in der Schweiz werden.
Schweiz hinkt hinterher
Denn der Naturschutz in der Schweiz sei mangelhaft, ergänzte Walter Vetterli, Projektleiter Netzwerk «Smaragd» bei WWF Schweiz. Dies bescheinigten sowohl der 1999 von der OECD publizierte Bericht der OECD wie auch das vor Mitte März abgeschlossene Schwerpunkt-Programm Umwelt des Nationalfonds.
Die EU-Staaten hätten sich im Rahmen des «Natura 2000»-Programms dazu verpflichtet, ein Netz von bedeutenden Naturschutzgebieten zu errichten. Die Schweiz könne jetzt mit der Errichtung des «Smaragd»-Netzes in die selbe Richtung zielen.
Keine menschenleeren Gebiete
Bund, Kantone und Gemeinden sollten deshalb Massnahmen für den Schutz und die Vernetzung der Arten und Lebensräume von europäischer Bedeutung ergreifen. Namentlich müssten Gebiete von besonderem Schutzinteresse bezeichnet werden. Dafür kämen neue, aber auch bestehende Schutzgebiete in Frage, die ergänzt und neu bewertet würden.
«Man muss sich dabei keine menschenleeren Gebiete vorstellen», sagte Doris Calegari, vom Natur- und Artenschutz bei WWF Schweiz. Gebäude und menschliche Einrichtungen seien manchmal sogar nützlich für den Artenschutz. So gebe es Fledermausarten, die sich in Dachstöcken niederliessen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Um den dauerhaften Schutz der «Smaragd»-Arten und -Lebensräume zu gewährleisten, müssten die Fördermittel mehr auf Schutzgebiete mit europäischem Blickwinkel ausgerichtet werden. Auch in der Landwirtschaft müssten für ökologische Ausgleichsflächen mit «Smaragd»-Arten höhere Beitragssätze ausgerichtet werden, sagte Calegari.
Knapp 150 «Smaragd»-Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz
In der Schweiz gibt es gegenwärtig 148 «Smaragd»-Tier- und Pflanzenarten sowie 32 Lebensräume, die von europäischer Bedeutung sind. 10 Prozent davon – darunter der Fischotter – sind bereits ausgestorben.
Zu den «Smaragd»-Arten gehören bei den Tieren der Biber, die Kolbenente, die Gelbbauchunke und der Hirschkäfer. 59 der aufgelisteten Arten sind Vögel.
Bei den Pflanzen stehen nebst vielen anderen der Alpen-Mannstreu und der Frauenschuh auf der Liste. Bei den Lebensräumen sind vor allem Berg- und Buchenwälder sowie Auenwälder und Moore aufgeführt.
Unter den gefährdeten Tier- und Pflanzenarten befinden sich verhältnismässig viele Arten, die auf Feuchtgebiete, Flüsse und Seen oder Tümpel angewiesen sind. Dies ist laut WWF nicht erstaunlich, da dies genau diejenigen Lebensräume sind, die in der Schweiz und in weiten Teilen Europas stark unter Verbauung und Entwässerung gelitten haben.
swissinfo und Agenturen
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