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Die Leute im weissen Kittel sind auch nur Menschen

Die grosse Chemie-Show: Nacht der Forschung.

Fliegende Roboter surrten Freitag Nacht über den Köpfen der Zürcher: Mit direktem Kontakt versuchten Forscher und Wissenschafter, die Skepsis der Bevölkerung zu entkräften.

Es gab eine Reihe von wissenschaftlichen Demonstrationen zu sehen. Die europaweit stattfindende «Nacht der Forschung» soll die «Leute im weissen Kittel» von ihrer menschlichen Seite zeigen.

Fliegende Roboter waren nur eine der vielen Attraktionen aus der Schatulle der Forschenden im weissen Kittel: Zu sehen gab es auch Experimente aus der Gesundheitstechnologie, Genetik, Nanotechnologie, kosmischen Physik und Informations-Technologie.

Oder Energieprojekte wie den Swiss PAC Car. Dieser hält den Distanz-Weltrekord, wie weit ein Fahrzeug mit einem Liter Diesel fahren kann.

Passanten wurden ermutigt, an Chemiedemonstrationen teilzunehmen und die positive Wirkung zu entdecken, die Wissenschaft in ihrem Leben spielt. Oder einfach mit den Forschern über ihre Arbeit zu plaudern.

Die Europäische Kommission steckt dahinter

Die Nacht der Forschung vom Freitag war die dritte solche dieser Art, die die Europäische Kommission organisiert hat – aber die erste solche Nacht für die Schweiz, unter Mitwirkung der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETHZ) und der Universität.

Laut ETHZ-Sprecher Matthias Erzinger ging es an diesem Anlass vor allem um den Bau kommunikativer Brücken zwischen Bevölkerung und Wissenschaft: Die Leute bewundern einerseits die Wissenschaft und sorgen sich anderseits wegen möglicher schädlicher Auswirkungen.

«Seit Jahrhunderten ist die Gesellschaft zwar fasziniert von den Wissenschaften, aber gleichzeitig fürchtet sie sich vor ihnen,» sagte Erzinger gegenüber swissinfo. «Vor einigen Jahren fürchtete man die Nuklearforschung. Jetzt ängstigt man sich wegen der Genetik. Die Tendenz besteht, jeweils die neuen Dinge für gefährlich zu halten.»

«Wir möchten», so Erzinger, «den Leuten darstellen, was die Wissenschaft für ihre Gesundheit und für ihr künftiges Wohlergehen bedeutet.» Der direkte Kontakt zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit soll zeigen, dass auch Forscher völlig normale Leute sind.

Ähnlich wie beim 150. Geburtstag der ETH

Vor zwei Jahren an ihrem 150. Geburtstag organisierte die ETH in Zürich ein ähnliches Ereignis: «World of Knowledge» (Wissenswelten). Der Erfolg, der sich damals einstellte, überzeugte die Wissenschaftler, dieses Jahr beim Projekt der Europäischen Kommission mitzumachen.

Ein weiterer Grund für die «Nacht der Forschung» ist der Wunsch, die Beziehungen unter den verschiedenen wissenschaftlichen Forschungs-Branchen Europas zu stärken. Die Schweiz ist heute im Wissenschafts-Netzwerk der EU völlig integriert, was ihr eine bessere Kommunikation und Koordination mit anderen europäischen Ländern ermöglicht.

Erzinger ist überzeugt, dass wegen der guten Arbeit an der ETH die Stadt Zürich heute gute Chancen hat, eines der führenden Wissenschaftszentren Europas zu werden.

Dank den beiden Universitäten, so der Hochschulsprecher, würden sich heute auch mehr und mehr Unternehmen in der Stadt niederlassen. «In Zürich stehen die Forschungslabors von IBM, das europäische Forschungsmodell von Microsoft und das Google-Forschungszentrum für Europa», sagt der ETH-Sprecher.

«Bei uns häufen sich private und Schulungs-Institutionen, die ein grosses Potenzial entwickeln, besonders im Bereich der Naturwissenschaften und der Medizin.»

swissinfo, Matthew Allen in Zürich
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander P. Künzle)

Zum 3. Mal fand am Freitag die europaweite «Nacht der Forschung» in 150 Städten in 29 Ländern statt.
Erstmals auch in Zürich, wo 40 verschiedene Experimente öffentlich aufgeführt wurden.
Die Nacht der Forscher wird von der Europäischen Kommission organisiert, als Teil ihres 7. Rahmenprogramms für Forschung und Entwicklung.
Die Organisatoren schätzen diesmal die Besucherzahlen europaweit auf 250’000, verglichen mit 109’000 im vergangenen Jahr.
Mitgemacht an der Forschernacht haben auch die Eidgenössische Materialprüfungs-Anstalt EMPA, IBM Research Zurich, und die Zürcher Kantonalbank.

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