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Ehrenjahr für Schweizer Universalgelehrten

Albrecht von Haller im Göttinger Professorenornat, 1745. Ölgemälde von J. R. Studer, Privatbesitz; Weese 1909 Nr. 5

Mit dem Jubiläumsjahr "Haller300" gedenken Stadt und Kanton Bern 2008 des Universalgelehrten Albrecht von Haller, dessen Geburtstag sich am 16. Oktober 2008 zum 300. Mal jährt.

Bern will das reiche Wirken Hallers im Jubiläumsjahr unter anderem mit Kongressen, Ausstellungen und Publikationen in Erinnerung rufen und würdigen.

Albrecht von Haller (1708-1777) gilt als eine der wichtigsten Gestalten des Jahrhunderts der Aufklärung und als «einer der bedeutendsten Wissenschafter der Schweiz aller Zeiten». Er war Arzt, Botaniker, Dichter, Bibliothekar, Diplomat und noch einiges mehr.

Seine Familie hatte in Bern das Burgerrecht seit 1548, gehörte aber nicht zur ersten Garde. Sie stellte Pfarrer, Staatsbeamte und Ratsherren. Haller ist das fünfte Kind des Juristen Niklaus Emanuel Haller. Sein Medizinstudium absolvierte er ausserhalb des Landes, liess sich aber 1729-36 als Arzt in Bern nieder.

Früher Ruhm

Den frühen Ruhm erlangt er mit seinem «Versuch Schweizerischer Gedichte» von 1732. Aufsehen erregt vor allem die neue Art der Beschreibung von Natur und Mensch im grossen Gedicht «Die Alpen», das auch Goethe hoch einschätzt.

Haller wird für die kommenden fast 20 Jahre der meist gelesene deutschsprachige Dichter.

Drang zur Wissenschaft

Trotz seiner literarischen Erfolge drängt es ihn in die Wissenschaft. 1736 wird er an die neu gegründete Universität Göttingen berufen als Professor für Anatomie, Botanik und Chirurgie.

Die kommenden 17 Jahre sind von intensiver wissenschaftlicher Aktivität geprägt.

Mit der 1742 veröffentlichten Flora der Schweiz schwingt er sich zum bedeutenden Botaniker auf.

Zu neuen Erkenntnissen gelangt er auch mit physiologischen Forschungen. So weist er nach, das der Körper nicht bloss passiv von der Seele geleitet wird, sondern als aktiver Organismus auf Reize reagiert. Dies veränderte das Wissen über die Entstehung von Krankheiten tiefgreifend.

Politik und Wirtschaft

Haller wird 1749 vom Kaiser in den Adelsstand erhoben und in die bedeutendsten europäischen gelehrten Gesellschaften seiner Zeit aufgenommen. Dennoch kehrt er 1753 nach Bern zurück. Als Rathausammann (Staatsschreiber) stellt er sich nun «in den Dienst
meiner Republic».

Den Einzug in den Kleinen Rat schafft er zwar nicht, erfüllt aber eine Vielzahl anderer Aufgaben, etwa im Sanitätsrat oder als Direktor der Saline von Roche, wo er genügend Zeit für wissenschaftliche Arbeit hat. Einen dringlichen Ruf an die Uni Göttingen lehnt er ab.

Riesige Korrespondenz

Haller war ein grosser und europaweiter Kommunikator; seine Korrespondenz umfasst rund 17000 Briefe mit 1200 Partnern aus ganz Europa. Sein hohes Ansehen zeigt sich auch in einem Besuch von Kaiser Josef II. an der Inselgasse in Bern im Sommer 1777.

Der Kaiser ahnte den baldigen Tod und bedauerte, «dass der Verlust dieses grossen Mannes so nah ist». Haller starb am 12. Dezember 1777 im Alter von 69 Jahren.

swissinfo und Agenturen

Das Historische Museum, das 2005/06 mit seinen Aktivitäten zu Albert Einstein auf enormes Interesse über die Landesgrenzen hinaus gestossen war, will nun auch dem Monument Haller gerecht werden.

Die Sonderausstellung ist vorgesehen vom 14. Oktober 2008 bis 29. März 2009.

Da werden völlig unterschiedliche Schauplätze nachgezeichnet:
ein Alpen-Panorama, ein Sezierlabor, die Salinen von Roche oder das Arbeitszimmer anlässlich des Besuchs des Kaisers.

Der Botanische Garten zeigt im Sommerhalbjahr die Schau «Wild- und Kulturpflanzen im 18. Jahrhundert».

Die Universität Bern organisiert vom 14.-17. Oktober 2008 den internationalen Kongress «Praktiken des Wissens und die Figur des Gelehrten im 18. Jahrhundert».

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