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Eine Stimme zur Verteidigung der Wissenschaft

Eine Bibliothek (hier Universität Zürich) kostet, wenn die neueste Literatur in den Regalen stehen soll. Keystone

Die vier Akademien in der Schweiz haben sich zusammengeschlossen. Im Verbund wollen sie die Förderung der öffentlichen und privaten Forschung optimieren.

Konkret wollen sich die «Akademien der Wissenschaften Schweiz» für die Beibehaltung oder gar Erhöhung der Budgets für Wissenschaft und Innovation einsetzen.

Geistes-, Naturwissenschaften, Medizin, Technologie: Sämtliche in der Schweiz betriebene Forschung fällt in eine dieser vier grossen Sparten. Diese verfügen alle über ihre eigenen Akademien, die teils schon sehr früh gegründet worden waren. Die helvetische Akademie der Naturwissenschaften beispielsweise existiert seit 1815.

Diese vier Gremien sind die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT), die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) und die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW).

Eigene Kultur beibehalten

Sie haben sich am Donnerstag in Bern zum Verbund «Akademien der Wissenschaften Schweiz» zusammengeschlossen. Die wissenschaftlichen Akademien wollen ihre Kompetenzen insbesondere in den Bereichen der Früherkennung, der Ethik und des Dialoges mit der Gesellschaft weiter ausbauen. Ziel ist es auch, vermehrt Synergien zu nutzen.

Schaffung einer einheitlichen Struktur – Beibehaltung ihrer jeweiligen Kultur, lautet die Strategie, welche die Exponenten der vier Akademien verfolgten.

Staatspolitische Aufgaben

Oberstes Ziel des neuen Akademie-Verbundes ist es, mit einer Stimme zu sprechen und sich so im politischen Dialog mehr Gehör zu verschaffen.

Angesichts der von der Schweizer Regierung (Bundesrat) angekündigten «Politik der leeren Kassen» im Bereich Forschung und Innovation müsse die wissenschaftliche Gemeinschaft «den Elfenbeinturm zu verlassen» und die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit einer Erhöhung der Kredite um 10% überzeugen. Dies forderte Anita Fetz, Präsidentin der Kommissionen für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) der kleinen Kammer, anlässlich der Gründung des Verbundes an der Universität Bern.

Charles Kleiber, Schweizerischer Staatssekretär für Bildung und Forschung, gratulierte den Akademien zu ihrem Schritt. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass diesem Schritt gar der Aufbau einer Nationalakademie folgen könnte.

Neue Schnittstelle

Zentrale Aufgabe der neuen Institution ist es generell, als neue Schnittstelle zwischen den Wissenschaften und den übrigen Bereichen zu funktionieren. «Wir wollen nicht einfach im Sog der Universitäten oder des Schweizerischen Nationalfonds agieren», sagt Nadja Birbaumer von der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften.

Im Vordergrund stehe die Organisation von Kolloquien und Ausstellungen, die Publikation von Texten und die Verleihung von Preisen an Medienschaffende.

Mehr Punch im ewigen Kampf

Birbaumer hebt hervor, dass der Verbund letztlich aber nicht viel mehr tun könne, als im «ewigen Kampf» um die Verteidigung der Forschungsbudgets präsent und wirksam zu sein. Dies sei insbesondere im Bereich der Humanwissenschaften nötig. «Alle meinen, dass wir weniger kosten als die anderen», klagt die Wissenschafterin.

swissinfo, Marc-André Miserez
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

In der Schweiz ist die Kompetenzverteilung im Bereich Hochschulbildung und Forschung aufgrund der föderalistischen Strukturen sehr kompliziert.

Die Universitäten fallen in die Kompetenz der Kantone, die Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) sind Sache des Bundes.

Der Staat fördert die Forschung via Schweizerischen Nationalfonds jährlich mit über 400 Mio. Franken. Weitere 22 Mio. Franken gehen an die vier Akademien.

Diese unterstützen die Forschungsprojekte, organisieren Kolloquien, veröffentlichen Berichte und fördern den Austausch zwischen Wissenschaft und allen andern Bereichen.

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