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Erster Baby-Bartgeier seit 122 Jahren

Der Bartgeier wird häufig mit dem Steinadler verwechselt. Keystone

In der Schweiz ist erstmals seit 1885 wieder ein Bartgeier in freier Wildbahn geschlüpft. Die Stiftung Pro Bartgeier bestätigte entsprechende Medienberichte.

Am Ofenpass im Kanton Graubünden wurde beobachtet, wie Elterntiere Futter ins Nest brachten. Gesichtet hat den kleinen Vogel in seinem Nest auf 2500 Metern Höhe aber noch niemand.

Laut Chasper Buchli von der Stiftung Pro Bartgeier in Zernez, Graubünden, erfolgte der Schlupf vermutlich zwischen dem 20. und 25. März.

Bevor die Bartgeier ausgerottet wurden, war letztmals 1885 bei Vrin im Kanton Graubünden ein junger Bartgeier in freier Wildbahn zur Welt gekommen.

Wie Buchli gegenüber swissinfo erklärte, ist es Zufall, dass der junge Bartgeier in der Schweiz geschlüpft ist. «Die Bartgeier kennen keine Landesgrenzen. Der Horst, wo der Junge drin ist, liegt lediglich 200 Meter von der Grenze zu Italien entfernt.»

Zuvor seien schon in Frankreich und Italien mehr als 30 dieser Vögel geschlüpft.

Weitere Geburt wird erwartet

Das Neugeborene am Ofenpass schlüpfte nach 55 Tagen Brutzeit. Es wird nun etwa vier Monate vom Elternpaar gefüttert. Gemäss Chasper Buchli sind die Überlebenschancen für das Junge recht gut. «In Prozenten kann ich das aber nicht angeben.» Gefahr könnte von Raben oder Adlern drohen, aber auch von der zur Zeit tiefen Temperatur auf über 2000 Metern.

Den Horst wird es verlassen, wenn es fast ausgewachsen ist. Ein Elternvogel stammt laut Buchli aus einer natürlichen Brut bei Livigno in Italien. Beim anderen weiss man bislang nichts über die Herkunft.

Auch im Nationalpark ist ein Bartgeier-Paar am Brüten. Das Junge dürfte in den nächsten Tagen schlüpfen, wie Parkdirektor Heinrich Haller sagte. Weiterer Nachwuchs wird an drei Orten in Oberitalien erwartet.

In der Schweiz sind seit Anfang März drei Bruten bekannt. Neben jenen im Kanton Graubünden wurde eine im Raum Derborence im Unterwallis beobachtet.

Grösster europäischer Greifvogel

Die häufiger gewordenen Bruten hängen damit zusammen, dass in der Gefangenschaft geborene und dann ausgewilderte Vögel geschlechtsreif geworden sind. Geschlechtsreife erreicht der mit einer Flügelspannweite von bis zu drei Metern grösste europäische Greifvogel im Alter von sechs Jahren. Bartgeier, die sich vor allem von Knochen ernähren, können bis zu 45 Jahre alt werden.

Die Bartgeier waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Alpenraum ausgerottet worden. 1986 wurde das Projekt Wiederansiedlung gestartet. Im Schweizer Nationalpark im Engadin wurden seit 1991 insgesamt 28 Jungvögel ausgesetzt. Weit über 100 Bartgeier dürften inzwischen ihre Kreise über dem internationalen Alpenraum ziehen.

swissinfo und Agenturen

Der Bartgeier wird 5 bis 7 kg schwer und erreicht eine Flügelspannweite von 2,7 m.

Die Flügel und der Schwanz sind dunkel, der Kopf und die Brust hell-rötlich gefärbt.

Borstenartige Federn hängen dem Vogel wie ein Bart über den Schnabel.

Wie alle Geier ernährt er sich fast ausschliesslich von Aas.

Die Jungvögel haben nach etwa 3 Monaten die gleiche Grösse wie die erwachsenen Tiere, sind aber ganz dunkel mit einigen helleren Stellen.

Mit fünf bis sieben Jahren tragen die Bartgeier das erwachsene Federkleid.

In der Schweiz war er Ende 19. Jahrhundert ausgerottet. 1991 wurden am Ofenpass die ersten Bartgeier mit grossem Aufwand wieder angesiedelt.

In Europa, wo die Ansiedlung 1986 begann, wurden seither etwa 30 Tiere in freier Wildbahn geboren.

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