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Globale Führer packen Probleme nicht an

Ein Bettler in Pakistan - Die globalen Führer erhalten schlechte Noten vom WEF, was die Armutsziele betrifft. Keystone

Die grossen Wirtschaftsführer halten ihre Versprechen nicht ein, die globalen Probleme von Armut über Frieden bis Umwelt anzugehen.

Das steht im WEF-Bericht zur Global Governance Initiative (GGI), der am Montag veröffentlicht wurde, kurz vor dem Jahresmeeting in Davos.

Das diesjährige Weltwirtschafts-Forum (WEF), das am Mittwoch beginnt, steht unter dem Motto «Taking Responsability for Tough Choices» (Verantwortung für harte Entscheide übernehmen).

In Davos stehen die Resultate des Berichts zur Global Governance Initiative (GGI) auf der Themenliste. Dieser Report beurteilt die Bemühungen von Regierungen und Institutionen über die letzten Jahre. Er stellt abschliessend fest, dass die Welt beim Erreichen von Schlüsselzielen weiterhin stark hinterher hinkt.

Note ungenügend für Wirtschafts- und Politführer

Laut dem GGI-Report haben Führungskräfte sowohl aus dem öffentlichen wie aus dem privaten Bereich auf einer Benotungsskala von 0 bis 10 «mit ungenügenden Noten abgeschlossen».

Dennoch könnte sich 2005 als «Jahr des Wechsels» herausstellen, besonders falls die beachtlichen Kräfte des freien Unternehmertums effizienter genutzt würden.

Weniger als die Hälfte des Möglichen

Laut GGI-Bericht unternehmen die globalen Führungskräfte weniger als die Hälfte dessen, was nötig wäre, um eine stabilere Welt aufzubauen.

Die Verantwortung dafür bleibt zwar vor allem an den Regierungen hängen. Dennoch können weltumspannende Ziele, wie sie die UNO fürs Millennium formuliert hat, ohne aktives Mitwirken der privaten Wirtschaft nicht erreicht werden.

Die Vereinten Nationen haben für den kommenden September in New York ein Gipfeltreffen einberufen, um den Fortschritt bei der Zielerreichung zu überprüfen. Die Millennium-Ziele waren 2000 gesetzt worden und sollten in den meisten Fällen bis 2015 erfüllt werden.

Der Bericht hebt hervor, dass die Geschäftswelt ihren Beitrag auf vier Arten leisten kann. Erstens durch die Entwicklung neuer Produkte, zweitens durch eine Mischung von Business mit mehr Menschenfreundlichkeit («hybrid business-philanthropic activities»).

Drittens wäre ihr Beitrag durch eine strategische unternehmerische Menschenfreundlichkeit zu leisten, und viertens durch ein verantwortungsvolles Engagement im öffentlichen Politikbereich, im Dialog, beim dazu gehörenden Regelwerk und beim Aufbau entsprechender Institutionen.

Gefahr der verpassten Chancen

Dazu sagt die Direktorin des Projekts, Ann Florini, Oberassistentin der amerikanischen Brookings Institution: «Integration der Wirtschaft, Liberalisierung der Politik und technischer Fortschritt bieten die richtigen Rahmenbedingungen, damit die Menschheit es künftig besser macht.»

Florini weiter: «Doch all zu leicht könnte es geschehen, dass diese Gelegenheiten verpasst werden. Der vorliegende Bericht zeigt nicht nur auf, was bisher unterlassen wurde, sondern auch das, was künftig getan werden kann.»

2005: Auf Biegen und Brechen

Laut dem geschäftsführenden Direktor des WEF Global Instituts for Partnership and Governance, Richard Samans, wird 2005 zum entscheidenden Jahr für die Verwirklichung der UNO-Millenniums-Ziele.

«Viele der Ziele müssen bis 2015 erreicht sein. Falls die internationale Gemeinschaft sie wirklich ernst nimmt, muss sie nun damit beginnen, mehr Einsatz und Partnerschaft an den Tag zu legen», sagt Samans.

Der Bericht hebt ausserdem hervor, dass die Reaktion der global tätigen Unternehmen auf die Tsunami-Tragödie im Indischen Ozean zeigt, wie viel der Privatsektor zu unternehmen imstande ist, um globale Ziele zu erreichen.

«Der Tsunami war die erste wirklich globale Katastrophe, die sämtliche vorhergehenden Tragödien in den Schatten stellt, was die ausgelösten Gefühle und Unterstützung betrifft», sagt Gareth Evans, Präsident der Internationalen Krisen-Gruppe und Vorsitzender der GGI-Expertengruppe für Frieden und Sicherheit.

«Der Tsunami hat auch gezeigt, dass wir wirklich eine einzige Familie darstellen, die ähnlichen Risiken ausgesetzt ist und die sich die Verantwortung, damit umzugehen, teilt.»

An einer Konferenz in Genf diesen Monat sind 70 Länder inklusive die Schweiz übereingekommen, 846 Mio. an die UNO zu überweisen, im Bemühen, die Hilfsanstrengungen zu beschleunigen.

swissinfo
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Ein vom WEF publizierter Bericht kritisiert die globalen Führer, ihre abgegebenen Versprechen bezüglich der Bekämpfung von globalen Problemen nicht einzuhalten.

Der Bericht wurde von der Global Governance Initiative (GGI) verfasst. Er besagt, die globalen Führer unternähmen weniger als die Hälfte dessen, was es bräuchte, um eine stabilere Welt aufzubauen.

Der GGI-Bericht wird am Jahrestreffen des Weltwirtschafts-Forums in Davos thematisiert. Das Treffen beginnt am Mittwoch.

Die Global Governance Initiative des WEF überwacht den internationalen Fortschritt beim Ausführen der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Ziele, die in der UNO-Millenniums-Deklaration und anderen Dokumenten aufgeführt sind.
Die Ziele umfassen unter anderem:
Ausmerzen von Armut und Hunger
Erreichen einer universellen Volksschulung
Gleiche Rechte für Frauen und Männer
Reduzieren der Kindermortalität
Bekämpfen von AIDS, Malaria und anderen Krankheiten

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