Gourmetbananen – swiss made
Das Klima für tropische Früchte ist etwas hart in der Schweiz. Trotzdem wachsen sie hier und schaffen bald Arbeitsplätze in Ruswil.
Wer zur Zeit die Nase aus dem Fenster streckt, der wird sie in der nächsten Sekunde wieder zurückziehen. Eisige Winde durchziehen die Schweiz. An eine Bananenernte oder an den Griff an den Papaya-Baum ist da nicht zu denken. Und doch kann man zu Preisen von zwischen acht und zwölf Franken (pro Kilo) Schweizer Bananen oder Papayas kaufen. Gewachsen im «Tropehuus Ruswil».
Die Erdgasleitung
Anders als in all den Tropenhäusern in den Botanischen Gärten der Schweizer Städte, die Unmengen Energie und Geld verschlingen, wird in Russwil kostenlos geheizt. Die Gratisenergie liefert die Transitgas AG. Die transportiert Erdgas durch die Schweiz. Das wird im luzernischen Ruswil – aus transporttechnischen Gründen – verdichtet. Dabei fallen grosse Mengen Abwärme an. Das Energiegesetz des Kantons Luzern will nun, dass diese Energie genutzt werden muss.
So haben etliche Partner, darunter die Transitgas und der Kanton Luzern eben das «Tropehuus Ruswil» aufgestellt. Ein Treibhaus, in dem tropische Zierpflanzen und tropische Früchte gezogen werden.
Gourmetbananen
Begonnen hat die Früchtezucht, nebst tropischen Früchten, auch mit Melonen, Kirschen, Erdbeeren und andern subtropischen Früchten. Das hat man nun sein lassen, weil diese Früchte anfälliger sind auf Schädlinge. Und, subtropische Früchte brauchen eine Kältephase, damit sie Früchte tragen.
Papaya und Bananen sind da pflegeleichter. Sie sind nicht an einen jahreszeitlichen Rhythmus gebunden. Sie produzieren dauernd Früchte.
Gerade Papaya erwies sich als Traumfrucht für Ruswil. 100 Kilo pro Baum hat man innert 18 Monaten geerntet. Das wären 120t/ha. Die Bananen wollten zuerst nicht so recht spriessen. Aber nun werden kleinfruchtige Gourmetbananen angebaut und geerntet. Detailhändler und Gastronomen reissen sich um die einheimischen Tropenfrüchte. Seit der Eröffnung des Tropenhauses kamen über 10’000 Personen in die behagliche Wärme. Auch sie kaufen rege Früchte ein.
25 Arbeitsplätze?
Die Kosten für das Tropenhaus sollen durch den Verkauf der Produkte gedeckt werden. Das hat man bislang nicht ganz geschafft. Aber nun ist die Versuchsphase abgeschlossen und der «Ernst des Tropenhauses» beginnt.
Die Abwärme nämlich würde für rund zehn Hektaren (10’000 m2) reichen. Wenn alles klappt wird die Anbaufläche für Schweizer Bananen und Papayas wesentlich erhöht.
Die Erfolgschancen für das grössere «Tropehuus» lägen bei 99%, sagt man in Ruswil. Dementsprechend würden neue Arbeitsplätze entstehen. Voraussetzung ist aber auch, dass die Transitgas die Garantie gibt, dass in den nächsten 15 Jahren die Abwärme weiterhin kostenlos genutzt werden darf.
swissinfo
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