Konferenz bereitet Nach-Kyoto-Ära vor
Am internationalen Klimagipfel in der kenianischen Hauptstadt Nairobi konzentrieren sich Umweltminister auf die zweite Phase des Kyoto-Protokolls.
Die am Montag beginnende Veranstaltung beschäftigt sich mit Zielen, die Treibhausgase nach 2012 zu reduzieren und mit Massnahmen, die Ländern helfen, sich an den Klimawandel anzupassen.
Gemäss dem Kyoto-Protokoll, das Industrieländer 1997 unterzeichnet haben, müssen bis 2012 die schädlichen Emissionen durchschnittlich um 5,2% unter den Wert von 1990 sinken.
Noch vor einer Woche hat die britische Regierung einen Bericht des früheren Weltbank Chefökonomen Nicholas Stern frei gegeben. Dieser warnt, die durch globale Erwärmung verursachten Schäden könnten Tausende von Milliarden Dollar erreichen.
Auch die Vereinten Nationen veröffentlichten neue Daten welche eine Aufwärtstendenz der Treibhausgas-Emissionen belegen.
«Der Stern Report ist ein wichtiger Beitrag zur Klimadebatte» sagt Thomas Kolly, Chef der internationalen Division beim Bundesamt für Umwelt gegenüber swissinfo. «Er hat ein grösseres Bewusstsein geschaffen, auch bei den Unterhändlern in Nairobi. Das wird sich positiv auswirken.»
Das Treffen in Afrika folgt der Konferenz von Montreal vom letzten Dezember, wo vereinbart wurde, die so genannte Road map nach Kyoto zu verändern. Im September 2006 hatten in Zürich vorbereitende Gespräche stattgefunden.
Herunterspielen
Kolly, der höchstrangige Schweizer Unterhändler in Nairobi, äussert sich jedenfalls vorsichtig zu möglichen Durchbrüchen.
«Es ist unwahrscheinlich, dass wir Hauptentscheidungen treffen werden, da diese Teil eines fortlaufenden Prozesses sind», sagt er.
«Wir fahren mit den zwei in Montreal begonnenen Prozessen weiter: Verhandlungen starten über die Nach-Kyoto-Zeit und den so genannten Dialog, der die Hauptakteure an Bord bringt.»
Umweltschützer haben wiederholt darauf hingewiesen, Bemühungen gegen die globale Erwärmung verlangten die Mitarbeit der wichtigen Länder, eingeschlossen die USA, Indien und China. Man sieht voraus, dass ab 2015 rund 50% der Treibhausgas-Emissionen aus Entwicklungsländern stammen werden.
«Die USA machten klar, dass sie nicht Teil von Kyoto seien. So erwarte ich in Nairobi keine Veränderungen. Aber jedermann hofft, dass sie mittels des Dialog-Prozesses doch noch an Bord kommen werden», sagt der Schweizer Unterhändler.
Gemäss den aktuellen UNO-Zahlen sind die Industrieländer von der Erreichung ihrer Kyoto-Ziele noch weit entfernt. Die Daten zeigen, dass die Emissionen in 41 industrialisierten Ländern zwischen 2000 und 2004 um 2,4% zugenommen haben.
«Die Industrieländer möchten verbindliche Zeichen aus den Entwicklungsländern sehen, dass diese die globalen Bemühungen unterstützen, bevor sie ihre eigenen Abbaupläne darstellen», erklärt Kolly.
Anpassung
Eine wichtige Entscheidung die in Nairobi getroffen werden soll, ist die Anpassung der Hilfe für Entwicklungsländer für die Dämpfung der Auswirkungen der Klimaveränderung. Minister, die an der Konferenz in Zürich teilgenommen hatten, versprachen, mehr für die armen Länder zu tun.
Nach dem UNO-Rahmen-Abkommen zur Klimaveränderung von 1994 und dem Kyoto-Protokoll wurden drei Spezialfonds geschaffen, um die Anpassung an die veränderten Umstände und den Technologie-Transfer in Entwicklungsländer zu stützen.
In der Praxis jedoch haben viele arme Länder praktisch nichts erhalten. «Das Geld ist vorhanden – via Adaptionsfonds, der die Folgen des Klimawandels abfedern helfen soll. Eine grosse Aufgabe in Nairobi ist die Entscheidung, wer diesen Fonds managen wird. Die andere Frage: Wie kann man mehr Geld dafür auftreiben», fügt Kolly hinzu.
Die Adaption ist speziell für Afrika wichtig», sagt Alexander Hauri, ein Klimaexperte von Greenpeace Schweiz. «Dieser Kontinent hat mehr unter den Auswirkungen des Klimawechsels gelitten als jeder andere – Dürre, Weiterverbreitung der Malaria und steigende Meeresspiegel.»
swissinfo, Simon Bradley
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)
Das Kyoto-Protokoll, eine Erweiterung zur UNO-Vereinbarung zur Klima-Änderung, wurde 1997 genehmigt und ist 2005 in Kraft getreten. Es wurde von den industrialisierten Ländern- abgesehen von den USA und Australien – und von vielen Entwicklungsländern unterzeichnet.
Das Kyoto-Protokoll verlangt von den industrialisierten Ländern, die schädlichen Emissionen bis 2012 auf einen mittleren Wert von 5,2% unter das Niveau von 1990 zu senken.
Die Schweiz hat versprochen, bis 2010 ihren CO2-Ausstoss um 10% zu verringern (verglichen mit 1990). Das entspricht einer Masse von 4 Mio. Tonnen CO2.
Das Schweizerische CO2-Gesetz ist seit 2000 in Kraft. Es sieht zusätzliche Massnahmen vor, wenn die Ziele nicht mit freiwilligen Beschränkungen erreicht werden.
Die 12. UNO-Klima-Konferenz in Nairobi dauert vom 6. bis 17. November 2006.
Rund 6000 Delegierte und Beobachter aus 190 Ländern werden in Kenia erwartet.
Der Schweizer Energieminister Moritz Leuenberger wird während letzten drei Konferenztage in Nairobi präsent sein.
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