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Post will 2500 Stellen streichen

Vom Stellenabbau sind mindestens 3500 Mitarbeitende betroffen. Keystone

Die Post will die Briefzentren auf drei Standorte konzentrieren und so jährlich 200 Mio. Franken sparen. Vom Stellenabbau sind mindestens 3500 Mitarbeitende betroffen.

Der Bundesrat begrüsst die Reorganisation, die Gewerkschaften sind empört.

Die Post will ihre Rendite erhöhen. Dass dieses Ziel unter anderem mit einer Neukonzeption für die bisher 18 Briefzentren erreicht werden soll, hatte die Post bereits früher angekündigt.

In einem Vorentscheid hat sich der Verwaltungsrat nun für drei Briefzentren in den Regionen Freiburg West, Langenthal/Aargau und im Grossraum Zürich entschieden.

Zum Teil grosse Umwege

Nach Post-Angaben werden 86 Prozent der Briefe im Mittelland aufgegeben und 77 Prozent auch dort zugestellt.

Ein Teil der Briefsendungen wird künftig indes grössere Umwege machen müssen. So wird etwa ein im Tessin aufgegebener und für das Tessin bestimmter Brief erst einen Umweg über das Schweizer Mittelland machen müssen, bevor ihn der Adressat im Tessin erhält.

Die Umsetzung des neuen, Rema (Reegineering Mailprocessing) genannten Konzepts könnte zwischen 2006 und 2008 erfolgen. Das erlaube der Post, frühzeitig sozial verträgliche Lösungen für die 3500 betroffenen Menschen zu finden. Den definitiven Entscheid fällt der Post-Verwaltungsrat nächsten Frühling.

Service public nicht gefährdet

Die Post wolle trotz eines schwierigen Umfeldes auch in zehn Jahren noch die Nummer 1 auf dem Postmarkt sein, sagte Konzernchef Ulrich Gygi. Mit dem Projekt Rema werde die Produktions-Infrastruktur optimiert.

Der Service public bleibe flächendeckend, in guter Qualität und landesweit zu gleichen Preisen bestehen, betonte Gygi weiter.

“Wir sind uns bewusst, dass unsere Pläne weder beim betroffenen Personal noch bei den heutigen Standortgemeinden und Kantonen auf Begeisterung stossen.” Wegleitend für die Post müsse aber die Entwicklung des Unternehmens auf lange Sicht sein.

Bundesrat befürwortet Post-Pläne

Der Bundesrat begrüsst, dass der Umbau schrittweise und sozialverträglich vollzogen werden soll. Die im Grundsatz beschlossene Reorganisation wirke sich erst in vier Jahren aus und ende 2009.

Damit bleibe genügend Zeit für die Ausarbeitung wirksamer flankierender Massnahmen für das Personal und die betroffenen Regionen, schreibt das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) in einem Communiqué.

Gewerkschaften sind empört

Die Gewerkschaften haben mit scharfem Protest auf die geplante Reorganisation der Briefpost reagiert. Das “unfertige und nicht durchdachte” Projekt einiger “Technokraten mit Tunnelblick” habe für Angestellte und Regionen katastrophale Folgen.

Insgesamt 8500 Beschäftigte würden vom Projekt Rema direkt betroffen. Bei ihrem Entscheid gehe die Post ausschliesslich von der Analyse ihrer Kosten und internen Prozessen aus, schreibt die Gewerkschaft Kommunikation.

Dieser Entscheid habe aber dramatische Folgen wirtschaftlicher, politischer und sozialer Art. So würden die Randregionen hart getroffen. Dies grenze an “Verachtung und zeuge von fehlender Sensibilität für das politische und regionale Gleichgewicht in unserem Land”.

Auch für das Personal habe Rema unerfreuliche Folgen. Die Hälfte der 8500 Betroffenen würden zwar in einem der drei neuen Zentren eine neue Stelle angeboten erhalten. Doch sei dies für die vielen Teilzeitangestellten, darunter viele Frauen mit familiären Verpflichtungen, eine Illusion.

Die Gewerkschaften sagen dem Projekt Rema den Kampf an. Rema müsse zurückgenommen, neu geprüft, vertieft und angepasst werden, fordert die Gewerkschaft Kommunikation

swissinfo und Agenturen

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