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Rütlifeier: Mit Tickets gegen Neonazis

Soll es nicht mehr geben: Pöbelnde Neonazis an der Rütlifeier. Keystone

Für die Bundesfeier 2006 auf dem Rütli wird aus Sicherheitsgründen die Platzzahl beschränkt. Zutritt erhält nur, wer ein Eintrittsbillett vorweisen kann.

Damit will die Rütlikommission Störungen durch Rechtsextreme vermeiden, die alljährlich Entsetzen auslösen.

Die 1. Augustfeier auf der Rütliwiese, der Wiege der Schweiz am Vierwaldstättersee, ist in den letzten zehn Jahren immer mehr zur Bühne für ein übles Schauspiel verkommen: Aufmarschierende Neonazis, die sich unter das Publikum mischten, störten den Nationalfeiertag Jahr für Jahr – mit Hitlergruss, Hakenkreuzen und Hasstiraden gegen Ausländer.

Hauptsächlichster Leidtragender im vergangenen Jahr war der damalige Bundespräsident Samuel Schmid. Er hatte seine Festrede, in der eine bessere Integration der Ausländer in der Schweiz forderte, wegen primitivster Schmährufe der 700 Rechtsextremen minutenlang unterbrechen müssen.

Das überall hervorgerufene Entsetzen über die medienträchtigen und unbehelligten Auftritte der Schweizer Neonazis soll nun ein Ende haben: Die Organisatoren der Rütlifeier haben für den diesjährigen Anlass neue Zutritts- und Sicherheitsmassnahmen vorgestellt. Sie erhoffen sich davon ein Fernbleiben der ungebetenen Glatzköpfe.

Zutrittskarten für rund 2000 Personen

Wer am 1. August 2006 auf dem Rütli den Nationalfeiertag begehen will, muss sich vorher um eine – kostenlose -Eintrittskarte bemühen. Die Platzzahl werde wohl auf rund 2000 Personen beschränkt, sagte Herbert Ammann, Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), auf Anfrage. Der SGG unterhält eine Rütlikommission, die als Organisatorin des Anlasses fungiert.

Über welche Kanäle die Tickets abgegeben werden und ob die Abgabe an Bedingungen gebunden ist, wissen die Veranstalter noch nicht. Beide Fragen sollen bis April gelöst werden. Dann will die SGG das definitive Dispositiv vorstellen.

Judith Stamm, die Präsidentin der Rütlikommission, sagte gegenüber Schweizer Radio DRS, eine mögliche Variante sei, die Billette über Internet abzugeben. Weil nicht alle Menschen Zugang zum Internet hätten, müsste aber noch ein zweiter Abgabekanal bestimmt werden.

Naive Vorschläge?

Auf wenig Verständnis stösst die Rütli-Kommission bei Hans Stutz, einem langjährigen Beobachter der Schweizer Rechtsextremenszene. Er finde die Vorschläge «ziemlich naiv», sagte Stutz gegenüber Radio DRS. Denn erstens sei es schwierig zu überprüfen, wer hinter einer Bestellung stecke. Und zweitens gebe es verschiedene Zugangswege aufs Rütli: Wer wolle, komme auch ohne Billett dorthin.

Folgenlose Störungen

Die Pöbler sind bis jetzt immer ungeschoren davongekommen. Für die Feier auf dem Rütli stellte die Urner Polizei jeweils «keine strafrechtlich relevanten Taten» fest.

Nicht abgeschlossen sind die Ermittlungen im Kanton Schwyz: Es geht um den Marsch durch Brunnen, den die Rechtsextremen letztes Jahr ohne Bewilligung durchgeführt hatten. Die 13 nachträglich ermittelten Teilnehmer werden allerdings nicht wegen Rassismus belangt, sondern – wenn überhaupt – wegen unerlaubten Marschierens auf der Strasse.

swissinfo und Agenturen

Der Rütlischwur von Uri, Schwyz und Unterwalden von 1291 zum «Ewigen Bund» gilt als Geburts-Stunde der Schweiz.
Seit 1891 ist der 1. August der Nationalfeiertag.
Offizieller Feiertag, also arbeitsfrei, ist der 1. August erst seit 1994.

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