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SBB-Blackout hätte verhindert werden können

Ein Spannungsabfall hat die SBB-Panne verursacht. Keystone

Der Zusammenbruch des SBB-Bahnverkehrs vom 22. Juni wäre mit rechtzeitig ergriffenen Gegenmassnahmen vermeidbar gewesen.

Grund für den Stromausfall war nicht ein Kurzschluss, sondern die Überlastung der Leitung zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz.

Mit dem Anhalten einzelner Züge und mit der Einschaltung zusätzlicher Anlagen für die Stromumwandlung hätte letzte Woche der schweizweite, fast vier Stunden dauernde Stromausfall der Schweizerischen Bundesbahnen, SBB verhindert werden können.

Diesen Schluss ziehen die SBB-Verantwortlichen rund eine Woche nach dem Blackout in einer vorläufigen Bilanz.

Auch mit der Abschaltung einzelner SBB-Regionen hätte der Stromausfall auf dem ganzen Netz ausgeschlossen werden können, sagte SBB-Infrastruktur-Chef Hansjörg Hess am Freitag. Die SBB haben jetzt mehr Klarheit über den totalen Stromausfall.

«Alle haben nach den Richtlinien der SBB gearbeitet», sagte SBB-Infrastruktur-Chef Hansjörg Hess am Freitag vor den Medien. «Ich habe die bittere Erkenntnis, dass wir ganz einfach die Risiken unterschätzt haben.» Die Richtlinien seien mittlerweile angepasst, SBB-Angestellte entsprechend geschult worden.

Flut von Störungsmeldungen

Eine Flut von Störungsmeldungen habe nach dem Unterbruch der einzigen Nord-Südleitung die richtigen Entscheidungen verunmöglicht. Infolge der zu hohen Belastung kam es zu einer Schutzabschaltung. Damit war die ganze Nord-Süd-Verbindung des SBB-Stromnetzes unterbrochen.

Die SBB verkauften laut Hess in den beiden Stromwerken Kerzers und Rupperswil weiterhin Strom an Dritte, statt ihn ins eigene Netz zu leiten. Zudem bemerkte niemand, dass die beiden Netzkuppelungen mit der Deutschen Bahn in Schaffhausen und Basel überlastet waren.

Der Spannungsabfall hatte zum Stillstand von 1500 Zügen im ganzen Land geführt, rund 200’000 Reisende waren betroffen.

Palette von Massnahmen

Die SBB haben gemäss Hess inzwischen eine Reihe von Massnahmen getroffen, die mithelfen sollen, eine allfällige Wiederholung der Ereignisse zu verhindern.

Kurzfristig wurden sämtliche Arbeiten, die zur vorübergehenden Einschränkung der SBB-Stromversorgung führen, gestoppt. Zudem wurden die Stromverkäufe an Dritte zugunsten zusätzlicher Reserven für die Bahnversorgung reduziert.

Finanzielle Folgen

Bis am Donnerstag meldeten sich beim Kundendienst rund 10’000 Personen, um einen so genannten «Sorry-Check» zu beziehen. Daneben wurden auch andere Forderungen im Zusammenhang mit den Folgen des Stromausfalls bei den SBB deponiert.

Auf rund drei Millionen Franken schätzen die SBB die Kosten im Personalverkehr für die Begleichung von Kundenansprüchen und den Einsatz der rund 250 Ersatzbusse.

swissinfo und Agenturen

Am 22. Juni erlitt das ganze Stromnetz der SBB während fast vier Stunden einen Total-Zusammenbruch

Rund 200’000 Reisende waren in Bahnhöfen oder Zügen blockiert.

Zuerst vermuteten die SBB, die Panne sei durch einen Kurzschluss verursacht worden.

Eine neue Analyse zeigte nun, dass ein Spannungsabfall die Ursache des Problems war.

Die SBB schätzen den durch die Panne entstandenen Schaden auf rund 3 Mio. Franken. Genaue Zahlen werden aber erst im August vorliegen.

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