Schweizer Hilfe für bosnische Jugendliche
Die Schweiz unterstützt ein Programm, das bosnischen Jugendlichen in Bosnien-Herzegowina und im Ausland Praktika in ihrer Heimat ermöglicht.
Damit soll die Abwanderung von gut ausgebildeten Leuten gestoppt und die Entwicklung vor Ort verbessert werden.
«Die Abwanderung von gut ausgebildeten Jugendlichen hemmt die Entwicklung von Bosnien-Herzegowina.» Dies erklärte die bosnische Botschafterin in der Schweiz, Jasmina Pasalic, in Bern.
Das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützte Programm will diesem Trend entgegenwirken.
Das Projekt «Re-connect» richtet sich an bosnische Jugendliche in Bosnien-Herzegowina und im Ausland, die ihre Studien abgeschlossen haben oder kurz vor dem Abschluss stehen. Es offeriert 50 Praktikumsplätze in privaten und staatlichen Institutionen in Bosnien-Herzegowina.
Für einheimische Jugendliche und solche aus der Diaspora
«Re-connect» verfolgt zwei Ziele: Einerseits sollen Jugendlichen in Bosnien-Herzegowina durch Praktikums-Erfahrung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Damit will das Projekt der Migration vorbeugen.
Andererseits erhalten Diaspora-Jugendliche die Gelegenheit, sich mit den Verhältnissen in der Heimat vertraut zu machen und eine mögliche Rückkehr vorzuspuren. Ihr im Ausland erworbenes Wissen soll für den institutionellen Aufbau in Bosnien-Herzegowina nutzbar gemacht werden.
Politische Stabilität im Zentrum
Institutioneller Aufbau und wirtschaftliche Entwicklung seien nur in einem stabilen Bosnien-Herzegowina möglich, betonte die bosnische Botschafterin. Zehn Jahre nach dem Krieg sei das Land indessen stabiler als es in den Medien oft dargestellt werde.
Jasmina Pasalic dankte der Schweiz für ihre Aufbauhilfe. «Die nächste Phase heisst jetzt hoffentlich wirtschaftliche Kooperation.» Investitionen der Schweiz in Bosnien seien willkommen. Und die Botschafterin weiter: «Unser Land könnte eine Brücke zwischen Ost und West sein.»
Das Land habe grosse Schritte im Wiederaufbau gemacht und sei heute politisch stabil, sagte Beate Elsässer, DEZA-Programmbeauftragte für Bosnien-Herzegowina, gegenüber swissinfo. «Es ist sicher kein Paradies, wirtschaftlich ist die Lage schwierig, aber man kann in Bosnien durchaus leben und eine Arbeit finden.»
Ein Angebot, kein Zwang
Im Zusammenhang mit dem Projekt «Re-Connect» verlange man von niemandem, nach Bosnien zu gehen und dort zu bleiben, so Elsässer. «Für die Leute in der Diaspora soll es einfach ein Angebot sein, ihre Heimat wieder kennenzulernen und Kontakte zum eigenen kulturellen Ursprung zu knüpfen.»
Es sei auch ein Mittel, den Bosniern in der Diaspora zu zeigen, wie es heute in ihrem eigenen Land aussieht, wie die Menschen zueinander stehen. Ein Praktikum sei zwar keine Entscheidung fürs Leben, es könne aber eine werden, betonte Elsässer.
«Es gibt Leute, die danach entschieden haben, in Bosnien zu bleiben. Wir denken, dass das ein sehr wertvoller Beitrag für die weitere Entwicklung des Landes ist.»
Grosser Bedarf an Praktika
Für Jugendliche in Bosnien gebe es einen grossen Bedarf an Praktikumsstellen, weil das Ausbildungswesen und der Arbeitsmarkt nicht besonders gut aneinander anschliessen würden.
Die im Projekt involvierten staatlichen Institutionen funktionieren laut Elsässer gut und bieten sinnvolle Praktikumsstellen an. Man sei auch oft auf der Suche nach qualifiziertem Personal. Dasselbe gelte auch für die Privatwirtschaft.
15 Plätze für junge Bosnier in der Schweiz
Gemäss Projekt-Koordinatorin Irena Dodik sind vorerst 15 Stagiaire-Plätze für bosnische Jugendliche in der Schweiz vorgesehen. Die Kandidatinnen und Kandidaten können sich aus allen Hochschulbereichen rekrutieren und ihre Wünsche für den beruflichen Bereich der Praktika äussern.
Finanziert wird «Re-connect» vom Bundesamt für Migration sowie von der DEZA. Vor Ort umgesetzt wird das Projekt durch die bosnische Nichtregierungs-Organisation «Community of Bosnia». Bis Ende März 2007 stehen dafür 150’000 Franken zur Verfügung.
Die Förderung von Jugendlichen ist einer der Schwerpunkte des DEZA-Programms in Bosnien-Herzegowina.
swissinfo, Jean-Michel Berthoud
Öffentliche Entwicklungshilfe der Schweiz für Bosnien-Herzegowina:
2001: 20,8 Mio. Fr.
2002: 24,3 Mio. Fr.
2003: 18,6 Mio. Fr.
2004: 15,7 Mio. Fr.
2005 (geplant): 19,2 Mio. Fr.
Die Schweiz engagiert sich seit 1991 in Bosnien-Herzegowina. Während und nach dem Krieg leistete sie Not- und Wiederaufbauhilfe in der Höhe von insgesamt 365 Mio. Franken.
Seit Ende der 90er-Jahre liegt der Hauptakzent auf dem Aufbau von stabilen, demokratischen Institutionen und einer funktionierenden Marktwirtschaft.
Ein wichtiges Aktionsfeld ist die Hilfe für Rückkehrer, die Stärkung unabhängiger Medien und der Schutz von Menschen- und Minderheits-Rechten.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch