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Verführerischer Artenreichtum Costa Ricas

Bunte Artenvielfalt - wer zieht welchen Nutzen? philip.greenspun.com

Costa Rica weist eine riesige Artenvielfalt auf. Diese biologischen Ressourcen sind für Forschung und Wirtschaft von grossem Interesse.

Schweizer Forscher gehen neue Wege, um den Technologie-Graben zwischen der armen und der reichen Welt zu überbrücken.

Die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETHZ) ist in Costa Rica eine Partnerschaft mit dem Nationalen Institut für Biodiversität (INBio) eingegangen. Das Projekt soll dazu beitragen, den Graben zwischen Nord und Süd zu überwinden.

Die Hochschule wird der regierungsunabhängigen Organisation ihr Know-how zu Verfügung stellen, um zur Entdeckung neuer therapeutischer Produkte beizutragen.

Die ETHZ wird ihr Wissen nutzen, um natürliche Substanzen zu untersuchen, die laut dem Institut in Costa Rica als mögliche Pharmazeutika in Frage kommen.

«Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen der Technologie in den reichen Ländern und der Artenvielfalt in anderen», erklärt Gerd Folkers, einer der Projektleiter am Institut. «Unsere Partnerschaft soll diese Situation korrigieren helfen.»

Grosse Artenvielfalt

Costa Rica gilt als interessante Quelle für natürliche Substanzen, denn das Land weist 11 unterschiedliche Klimaregionen auf.

Zwar macht das Land nur 0,03 Prozent der Erdoberfläche aus, aber man schätzt, dass hier rund vier Prozent aller lebenden Arten der Welt existieren.

Forscher und Forscherinnen werden die Auswirkungen der Substanzen auf bestimmte Krebsarten genauer prüfen, ebenso ihre physikalischen, chemischen und genetischen Eigenschaften.

Technologische Unterstützung

«Wir verfügen über das Wissen, um die Substanzen zu finden, die am meisten Aussicht auf Erfolg haben», erläutert Costa Ricas Botschafterin in der Schweiz, Isabel Montero de la Camara. «Was wir von der Schweiz brauchen, ist ihre Fähigkeit, die Analysen weiter zu verfeinern.»

Im Nationalen Programm für Artenvielfalt Costa Ricas wurde bereits eine Sammlung von über 2000 Extrakten verschiedener Organismen zusammengetragen. Noch fehlen jedoch die neusten Mittel, um die gewonnenen Informationen zu verarbeiten.

Zusammenarbeit, nicht (Entwicklungs-)hilfe

Laut Montero strebt die Forschung ihres Landes nicht Hilfe, sondern Zusammenarbeit an. «Wir sind das Land Lateinamerikas, in dem am meisten mit Computern gearbeitet wird. Unser drittwichtigstes Exportprodukt sind Mikrochips», sagt sie zu swissinfo.

Genau darum geht es bei der Partnerschaft: Costa Rica mag es zwar an einigen Technologien fehlen, die dortigen Wissenschafterinnen und Wissenschafter werden aber nicht von der Forschungsarbeit in Zürich abgeschnitten sein.

Vorwürfe an den Westen

In den letzten Jahren wurden vermehrt Anschuldigungen und Vorwürfe laut, dass Wissenschaft und Pharma-Unternehmen des Westens die biologischen Ressourcen der Entwicklungsländer plünderten.

Zwar wurde das Abkommen mit dem Institut in Costa Rica nicht geschlossen, um diese Art Kritik zu kontern. Folkers räumt aber ein, dass die so genannte Biopiraterie ein Problem ist.

«Wir hoffen vor allem auf eine faire und gleichberechtigte Partnerschaft mit INBio», erklärt er.

Dank dem Labor für virtuelle Realität an der ETHZ können sie die Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen, falls nötig in Echtzeit, genau verfolgen.

«Das virtuelle Labor ermöglicht es uns sehr gut, Informationen mit den Forschenden von INBio auszutauschen», erläutert Folkers gegenüber swissinfo.

Das werde nicht schwierig sein. «Der grösste Vorteil ist, dass die Technologie leicht verfügbar ist, da sie aus den üblichen Einzelteilen zusammengesetzt ist, die überall erhältlich sind.»

Richtiger Schritt

Nach Ansicht der Schweizer Nichtregierungs-Organisation (NGO) «Erklärung von Bern» ist die Partnerschaft eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung.

«Dies ist ein positives Beispiel dafür, was getan werden kann», so Bernhard Herold von der Erklärung von Bern. «Das Institut hat das Internationale Abkommen über die Biodiversität stets eingehalten.»

Weiter geht Herold von einer gleichberechtigten Partnerschaft aus, besonders da diese auf einem Technologie-Transfer und nicht auf der Suche nach Ressourcen basiere.

«INBio ist eine sehr erfahrene NGO, deshalb braucht sie vor dieser Art Zusammenarbeit keine Angst zu haben», fügt er bei.

Rechte geschützt – Umwelt weniger

Costa Rica ist laut Herold im Bereich Biopiraterie mit weniger Risiken konfrontiert als andere Länder.

«Die Costaricaner haben ihre Rechte über die biologischen Ressourcen bisher gut geschützt», erklärt er. «Wenn, dann hatten sie höchstens Probleme damit, ihre reiche Biosphäre vor dem Menschen zu schützen.»

Die einzige Sorge der Erklärung von Bern ist, wie die Profite aufgeteilt werden, sollte eine lukrative Entdeckung gemacht werden. Sowohl von Seiten Costa Ricas wie der ETHZ hiess es, das sei kein Thema.

«Wir werden ein Abkommen haben, das die Aufteilung möglicher Profite genau festhält», so Folkers. «Wir sind uns an diese Art Abkommen genau so gewöhnt wie die Costaricaner.»

swissinfo, Scott Capper
(Übertragung aus dem Englischen: Charlotte Egger)

Partnerschaft zwischen der ETH Zürich und dem Nationalen Institut für Biodiversität, einer NGO in Costa Rica.

Laut dem Abkommen werden auf Schweizer Seite die natürlichen Substanzen untersucht und analysiert, die laut Costa Rica für ihre pharmazeutischen Eigenschaften gegen bekannte Krankheiten, insbesondere einige Arten von Krebs, eingesetzt werden könnten.

Die beiden Parteien werden dank dem Labor für virtuelle Technologie der ETHZ auch in Echtzeit zusammen arbeiten können.

Sollte eine wichtige Entdeckung gemacht werden, werden die Profite gemäss dem Recht des geistigen Eigentums nach einem spezifischen rechtlichen Abkommen auf beide Parteien aufgeteilt.

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