Weniger Katastrophen – höhere Schäden
Im zu Ende gehenden Jahr 2002 sind weltweit 19'000 Menschen bei Katastrophen umgekommen. Die volkswirtschaftlichen Schäden beliefen sich auf schätzungsweise 40 Mrd. Dollar.
Die Schweiz war vor allem von Unwettern betroffen.
Weniger Katastrophen
9100 Menschen liessen im Jahr 2002 ihr Leben bei Naturkatastrophen, 9900 Tote waren bei von Menschen verursachten Grossunglücken zu beklagen, wie die Swiss Re am Donnerstag in einer Studie zu den Katastrophen in Erinnerung ruft.
Zahl der Opfer schwankt
Insgesamt kamen 2002 aber deutlich weniger Menschen um als im Vorjahr. Damals gab es über 33’000 Tote, was immer noch leicht unter dem Mittel der letzten 15 Jahre lag.
Zu beachten ist auch, dass die Zahl der Katastrophen-Opfer von Jahr zu Jahr erheblich schwankt. So waren allein bei einem Erdbeben 1976 in China 250’000 Menschen gestorben.
Erdbeben, Explosionen, Schiffsuntergänge
Eine der grossen Naturkatastrophen 2002 war ein Erdbeben in Afghanistan, bei dem im März rund 2000 Menschen ums Leben kamen. Die Altstadt von Nahrin in der Provinz Baghlan wurde verwüstet. Rund 4000 Menschen wurden damals verletzt und 20’000 obdachlos.
Zuvor hatte es im Januar bei der Explosion eines Munitionslagers in der nigerianischen Stadt Lagos 1460 Tote gegeben. Ein Feuer hatte sich von einem Strassenmarkt auf das Munitionslager ausgeweitet.
Mehr als 1000 Menschen kamen in Gambia um, als Ende September eine völlig überladene Fähre in einem Sturm kenterte. Beinahe gleich viele Menschen wurden Opfer einer Hitzewelle im indischen Andra Pradesh.
Die Schweiz wurde vor allem im November von Unwettern getroffen. Die schwersten Regenfälle gingen über dem Kanton Graubünden nieder. Tote gab es nicht zu beklagen. Mehrere hundert Menschen mussten evakuiert werden. Die Schäden belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 150 Mio. Franken.
Unter den Wassermassen litt auch das Tessin, wo Flüsse und Seen über die Ufer traten.
Grösster Schaden durch Flut
Die grösste Katastrophe 2002 waren die Überschwemmungen in Zentraleuropa Ende Juli. Sie verursachten einen volkswirtschaftlichen Schaden von etwa 15 Mrd. Dollar. Versichert waren davon nur rund 3,2 Mrd. Dollar.
Die Tornado-Serie in den USA von Ende April dürfte die Versicherungen 1,5 Mrd. Dollar kosten.
Insgesamt kosteten die Naturkatastrophen die Versicherungskonzerne etwa 10 Mrd. Dollar.
Die von Menschen verursachten Katastrophen belasteten die Versicherer dieses Jahr mit etwa 2 Mrd. Dollar. Das teuerste Unglück war der Brand eines im Bau befindlichen Kreuzfahrtschiffes in Japan, der mit 325 Mio. Dollar zu Buche schlug.
Mehrheitlich Naturkatastrophen
2002 reihe sich damit wieder in die seit 1990 gesehene Entwicklung ein, wonach Naturkatastrophen für den überwiegenden Teil der Schäden verantwortlich seien, schreibt die Swiss Re.
Eine Ausnahme stellte 2001 dar. Damals überwogen die von Menschen verursachten Schäden wegen der Anschläge in den USA bei weitem. Von insgesamt 115 Mrd. Dollar volkswirtschaftlichen Schäden entfielen allein 90 Mrd. Dollar auf die Ereignisse des 11. September.
Trend zu immer höheren Schäden
Die Natur- und von Menschen verursachten Katastrophen haben 2002 weltweit Schäden von schätzungsweise 40 Mrd. Dollar verursacht. Die Versicherungen müssten davon rund 12 Mrd. Dollar tragen, hiess es.
Dies entspreche in etwa dem Mittelwert seit 1970, liege aber markant unter der durchschnittlichen jährlichen Schadensumme seit 1990 von 21,5 Mrd. Dollar.
Es wäre allerdings voreilig, daraus auf eine Wende bei der Schadenentwicklung zu schliessen, schreibt die Swiss Re: Der Trend zu höheren Schäden bleibe ungebrochen. Denn die Besiedelung werde immer dichter, und immer mehr Werte würden in gefährdeten Zonen konzentriert.
swissinfo und Agenturen
Todesopfer im Jahr 2002:
Naturkatastrophen: 9100
Grossunglücke: 9900
Grösster Schaden durch Überschwemmungen:
15 Mrd. Dollar in Zentraleuropa
Teuerstes Unglück:
325 Mio. Dollar bei Schiffsbrand in Japan
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